Brot, Brötchen, Bürokratie
Shownotes
Die Bürokratie stellt für das Handwerk ein immer ernsteres Problem dar. Das kennt Jürgen Hinkelmann, Geschäftsführer der Bäckerei Grobe, nur zu gut. Die Vorschriften und Vorgaben sind gefühlt länger als einige seiner Rezepte. Wie der Bäckermeister den Arbeitsalltag bewältigt und zugleich den Generationswechsel in seinem Unternehmen vorantreibt, hat er Lina in dieser Episode verraten. Hömma rein!
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Transkript anzeigen
00:00:00: Willkommen bei "Hör mal Handwerk", dem Podcast der Handwerkskammer Dortmund.
00:00:09: Bei uns steht das Handwerk mit seinen Macherinnen und Machern im Mittelpunkt.
00:00:13: Wir reden keinen Stuss, sondern Klartext. Viel Spaß beim Zuhören!
00:00:17: Tag, Leute! Mein Name ist Lina und ich hab heute Jürgen Hinkelmann hier. Hallo, Jürgen!
00:00:28: Du bist ein wichtiger Bestandteil im Handwerk, genau genommen im Bäckerhandwerk.
00:00:32: Du bist Bäckermeister und Inhaber von Grober.
00:00:35: Viele Dortmunder bzw. Ruhrgebietler kennen euch.
00:00:39: Man kohlt bei euch mal morgens die Sonntagsebrötchen oder generell mal auf dem Weg zur Arbeit.
00:00:44: Tut man noch gerne mal das belegte Brötchen oder mal was Süßes.
00:00:47: Aber was du genau machst, das klären wir jetzt in dem Spiel.
00:00:51: Wir spielen jetzt "Dat bin ich". Hast du Lust drauf?
00:00:54: Ja, klar.
00:00:55: Also das Ganze ist ganz einfach. Das Spiel heißt "Dat bin ich".
00:00:59: Fünf Fragen zu deiner Person, weil wir wollen natürlich wissen, wer du denn bist.
00:01:02: Jürgen, was machst du eigentlich?
00:01:05: Ich mache eine ganze Menge. Ich stehe jeden Morgen schon mal relativ früh auf.
00:01:09: Vielleicht schon mal der erste Tipp.
00:01:11: Und hab dann ein Unternehmen, was sowohl Menschen in der Produktion beschäftigt,
00:01:19: wie auch in der Logistik, wie auch im Verkauf.
00:01:22: Und ich bin Lebensmittelhersteller.
00:01:25: Wie lange bist du schon auf der Maluche?
00:01:27: Tatsächlich schon ganz schön lange, 46 Jahre.
00:01:32: Und von daher habe ich sich eine ganze Menge Erfahrung. Aber immer noch Lust.
00:01:37: Sehr gut. Da bin ich gleich mal gespannt, was wir da so noch raus hier rauskriegen.
00:01:41: Was liefst du an deinem Job?
00:01:43: Tatsächlich sowohl den kreativen Anteil, aber für mich ist kreativer Anteil auch ganz klar Arbeit mit Menschen
00:01:51: und soziale Verantwortung tragen.
00:01:53: Was war das Krasseste, was du in deinem Job mal gemacht hast?
00:01:56: Das Krasseste war tatsächlich nicht schönes.
00:01:59: Ich habe mich nach zehn Wochen in der Ausbildung, im ersten Ausbildungsjahr,
00:02:04: sehr, sehr massiv verbrennt. Das wäre beinah schiefgegangen.
00:02:08: Das ist schon etwas, das bleibt sicherlich noch ein ganzes Stück weit hängen
00:02:13: und führt sicher auch zu Vorsicht.
00:02:16: An der anderen Seite etwas ganz Tolles war, aus drei Betrieben einen zu machen
00:02:21: und daraus dann eine erfolgreiche Einheitsschmieden.
00:02:25: Das war tatsächlich das, was mich auch im Nachhinein, auch nach gut 20 Jahren,
00:02:31: immer noch am meisten selbst flasht.
00:02:35: Krass tatsächlich auf negativer Seite und krass nochmal auf positiver Seite.
00:02:40: Letzte Frage. Was ist dein bescheuztes oder was ist generell das bescheuzteste Vorteil gegenüber Handwerker?
00:02:45: Besonders unsere Gesetzgebung und unsere Bürokratie uns keinen Vertrauensvorschuss gibt.
00:02:55: Das Handwerk, da gibt es eine Reifeprüfung, das ist die Meisterprüfung.
00:03:01: Und dass man uns nicht zutraut, dass wir grundsätzlich Dinge positiv bewegen wollen,
00:03:08: sondern die Kontrollitis der Bürokratismus uns sehr oft einfach nicht nur die Hände lämnt,
00:03:16: sondern auch tatsächlich uns massiv dazu bringt, das Kollegen dazu bringt,
00:03:25: eben nicht mehr selbstständig sein zu wollen und ihr Handwerk ausüben zu können.
00:03:29: Bürokratie ist schon ein gutes Stichwort, da kommen wir gleich im Laufe des Interviews mal noch zu sprechen.
00:03:34: Das war es tatsächlich mit dem Spiel. Das bin ich.
00:03:36: Wir gehen direkt weiter. Wie kam es dazu, dass du Bäcker geworden bist?
00:03:41: Ich bin nicht die erste Generation in unserer Familie und ich bin mit 3,5 Jahren durch die Backstube bei uns in unseren Betrieb gegangen.
00:03:53: Ich wohne immer noch über unsere alten Backstube.
00:03:56: Aber ich habe da eben als gut 3-Jähriger schon gesagt, wenn mein Papa nicht da ist, dann bin ich hier der Chef.
00:04:03: Dann kann man da mich fragen. Das war sicher weit überzeichnet.
00:04:07: Aber für mich war sehr früh vorbezeichnet, dass ich den Beruf des Bäckers ergreifen möchte.
00:04:14: Und ich bin es mir Leib und Seele und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.
00:04:19: Was hat dich während deiner Ausbildung vielleicht sogar Nerven gekostet?
00:04:24: Ich habe gesagt, du hast was Krasses in der Ausbildung erlebt, aber gibt es etwas, was dich so heftig Nerven gekostet hat,
00:04:30: wo du gesagt hast, die Ausbildung vielleicht soll es lieber doch sein lassen?
00:04:35: Ich habe total viel Glück mit meiner Ausbildung gehabt.
00:04:38: Ich habe in einem Betrieb gearbeitet, wo ich sicher manchmal fachlich herausgefordert wurde.
00:04:46: Ich bin schon gefordert worden, aber dieses fordern war gleichzeitig auch fördern.
00:04:51: Ich habe das große Glück gehabt, nicht in einem Betrieb gewesen zu sein,
00:04:56: wo der Lehrlinge oder Auszubildende dann vielleicht auch das Gefühl hatte,
00:05:01: ein Stück weit ausgebeutet zu werden, um das jetzt mal so drastisch zu sagen.
00:05:07: Da habe ich sehr viel Glück gehabt und das hat mir sicher auch etwas für mein Leben mitgegeben.
00:05:12: Wie ich da tatsächlich eben insgesamt sagen muss,
00:05:16: dass ich natürlich bei allen negativen Erfahrungen, die wir auch gehabt haben, meine erste Gesellenstelle,
00:05:23: da habe ich schon das Gefühl gehabt, das geht manchmal nicht mal in die Stufe zu weit, aber eine Ausbildung tatsächlich nicht.
00:05:31: Was hast du während Ausbildung oder seine Gesellenzeit am Bipsen gemacht?
00:05:36: Tatsächlich ist das die Brotaufarbeitung, ist die Teigbereitung.
00:05:41: Also tatsächlich da Brot und Brötchen herstellen und da sicher auch in der Nacht ist immer zeitlicher Druck.
00:05:50: Unsere Autos fahren eben zu einer gewissen Zeit raus, weil wir auch unsere Läden natürlich auch passend aufmachen
00:05:58: und da wir da sehr früh sind, das ist schon etwas, das man in zeitlich, in sehr, sehr kurzer Abfolge möglichst viel leisten muss.
00:06:07: Aber das ist auf der einen Seite Druck, auf der anderen Seite auch riesiger Spaß.
00:06:11: Du sagst schon Arbeitszeit, also Hand aufs Herz.
00:06:15: Viele schreckt das so ein bisschen ab, ne? Frühjahr Arbeitsbeginn wie früh fangt ihr wirklich an?
00:06:21: Beziehungsweise ist das wirklich etwas, das einen abschrecken sollte?
00:06:25: Also da kann ich mal ganz viel Furcht nehmen. Wir bieten Arbeitszeitmodellen hier weder vormon.
00:06:30: Also bei uns sind 65% der Arbeitsstunden in der Backstube, werden am Tag gemacht und nicht in der Nacht.
00:06:37: Also 2/3 findet während des Tages statt. Wir arbeiten heute sehr, sehr viele Teige auf, alles an klein geback, egal ob süße Brötchen, ob normale Brötchen Teiglinge
00:06:50: und backen es entweder in der Nacht ab oder die Teiglinge reifen und werden dann in die Fachgeschäfte ausgeliefert.
00:06:57: Die Brotproduktion und das Backen an sich, das findet zum großen Teil in der Nacht statt.
00:07:02: Das muss keinen abschrecken. Es ist so, dass es ordentliche Nachzusehänge gibt.
00:07:08: Also auch das macht sich, und die sind zum größten Teil steuerfrei, auch das macht sich auch mal positiv bemerkbar.
00:07:14: Aber es ist auch eine Arbeit, die riesigen Spaß macht.
00:07:18: Wie kann man sich das nicht vorstellen? Wann fängt dann sozusagen die Arbeitszeit dann in der Nacht an, wenn man die Schicht hat?
00:07:24: Also bei uns geht es so abends gegen 10.30 Uhr los, das ist auch ein bisschen davon abhängig.
00:07:29: Ein Teigmacher kommt noch mal eine Stunde früher, weil ein Teig auch möglichst reifen soll, bevor dann aufgearbeitet wird.
00:07:35: Und das ist möglichst auch 2-2.30 Uhr dauert, bis dann der aufgearbeitete Teigling dann in den Ofen kommt.
00:07:41: Also das bei uns zwischen 22 Uhr und 16 Uhr in unserer Backstube eigentlich immer Betrieb ist.
00:07:50: An manchen Tagen sicher auch noch mal vielleicht bis 16.30 Uhr, oder es geht auch mal um 21.30 Uhr los.
00:07:55: Also tatsächlich ist es so, dass am Freitagabend etwas früher losgeht, aber dann auch samstagsmittags eben deutlich früher beendet ist.
00:08:02: Jetzt aber mal aus purem Interesse. Wann ist denn der Umsatz stärkste Tag? Kann man da so Porsche halt sagen?
00:08:07: Jetzt stehen wir jetzt vor Sonntagsbrötchen, da werden wahrscheinlich die Buhnen richtig eingelaufen.
00:08:11: Also tatsächlich haben wir eine relativ gleichmäßige Kundenzahl.
00:08:16: Der Sonntags ist tatsächlich der schwächste Tag, was die Kunden angeht, ihr Kundenbong ist höher.
00:08:21: Wir haben längst auch nicht alle Fachgeschäfte am Sonntag auf, die in den Vorkassenzonen der Supermärkte oder SB Warnhäuser, die sind ja geschlossen.
00:08:30: Ach ja, stimmt ja.
00:08:32: Das darf man bei allem nicht vergessen.
00:08:35: Bei uns sind die Umsatz stärksten Tage, ist es der Samstag und dann, weil wir eine Mittwochs-Tüte haben, da gibt es bei uns ein besonderes Angebot,
00:08:42: ist es tatsächlich der Mittwochs, ist der zweitstärkste Tag.
00:08:45: Und da ist der Tag, wo der Durchschnittsbong pro Kunde am höchsten ist, weil da sich ja dann eben auch nochmal größere Frühstücke zelebriert werden.
00:08:55: Oder die eben auch zu uns nochmal mit größeren Gruppen zum Frühstück kommen, dass ist das, was eben etwas ausmacht.
00:09:01: Ja, spannend. Wie ist es denn jetzt nochmal zurück zur Arbeitszeit?
00:09:05: War es dann schwer, als Azubi sich an die Arbeitszeiten zu gewöhnen damals?
00:09:11: Also ich arbeite ja nicht mehr.
00:09:13: Und wenn ein Bäcker etwas kann, dann ist es in Etappen schlafen und auf Kommando schlafen.
00:09:18: Echt?
00:09:19: Ja, das geht hervorragend.
00:09:20: Wow, okay, das will ich auch gern können.
00:09:22: Und das ist schon etwas, wenn du müde genug bist, geht das auch.
00:09:27: Ja gut, stimmt.
00:09:28: Nein, also ist aber die arbeitszeit nicht mehr.
00:09:31: Und tatsächlich morgens um drei Uhr anzufangen und dann gegen elf Uhr Feierabend zu haben und dann mal zwei Stunden oder drei Stunden am Nachmittag zu schlafen,
00:09:42: ist gar kein großes Thema.
00:09:44: Also ich sage jetzt mal, ich habe in meiner Jugend auch nicht so ganz viel vermissen lassen.
00:09:49: Und es gab auch den einen oder anderen Abend, das ist natürlich dann mit Alkohol ein Stück weit schlechter.
00:09:56: Das ist sicher dann ein Manko, wenn man so sehen will.
00:10:01: Aber mit zwei Stunden schlafen, wenn man nachmittags vor etwas geschlafen hat, dann kann man auch trotzdem am Arbeitstag gut bewältigen.
00:10:08: Auch das ist kein Thema.
00:10:10: Wir haben ja leider einen sehr, sehr hohen Fachkräftepdarf bei uns im Handwerk, generell in egal welchen Gewerk.
00:10:18: Ist es denn schwer, junge Leute auch fürs Backhandwerk zu begeistern?
00:10:23: Merkt ihr da irgendwas?
00:10:25: Also erstmal würde ich sagen, ich finde gar nicht, dass es leider ist, dass wir einen großen Fachkräftepdarf haben.
00:10:30: Das heißt, es ist für mich auch so, da hat ihr was mit Qualifikation zu tun.
00:10:34: Und qualifizierte Arbeit ist auch etwas, das sicher an jeden einzelnen auch ein Stück weit bereichert.
00:10:41: Und deswegen finde ich eben jemand, der ein qualifiziertes Handwerk oder qualifiziertes Beruf insgesamt ausübt.
00:10:49: Der ist auch für sich innerlich ein ganzes Stück weit reicher.
00:10:53: Aber natürlich brauchen wir auch eine ganze Menge an Fachkräften.
00:10:59: Wir bilden da auch fleißig aus.
00:11:02: Der Wettbewerb, um die auszubildenden, ist sicher ein Stück weit größer geworden, weil es einfach weniger gibt gerade.
00:11:08: Ohne Zuwanderung sicher ganz schwierig.
00:11:11: Dafür ist einfach die Bevölkerungsentwicklung in den letzten Jahrzehnten in Deutschland in eine komplett falsche Richtung gegangen.
00:11:19: Ob und wann sich das wieder ändert, wissen wir nicht.
00:11:22: Wir haben für uns daraus unsere Schlüsse gezogen, dass wir bei uns sechs Auszubildende aus Vietnam bei uns gestartet sind.
00:11:30: Zwei aus Tunesien und ein Auszubildende aus Marokko.
00:11:34: Und wir haben auch im letzten Jahr schon zwei Auszubildende aus Tunesien bei uns aufgenommen.
00:11:39: Und da hoffen wir sehr stark darauf, dass das in eine gute Richtung geht.
00:11:45: Insgesamt haben wir aber zu diesem Jahr im Ausbildungsstaat 23 Azubis.
00:11:49: Darüber freuen wir uns sehr, weil wir wissen auch, dass es einfach unsere Zukunft ist.
00:11:53: Ja klar. Du sagst es schon in Ausbildung.
00:11:56: Ihr wurdet von der Handwerkskammer mit dem Ausbildung Siegel für eure vorbildliche Ausbildungsqualität ausgezeichnet.
00:12:02: Wo seht ihr denn eure Stärken in Sachen Ausbildung?
00:12:05: Ganz sicher in einer Vielschichtigkeit der Ausbildung.
00:12:09: Auch wenn wir eine größere Bäckerei sind, bieten wir vom Roggen Volkorn Schrotbrot bis zur Hochzeitstorte bis zur eigenen Eisherstellung wirklich sehr viel.
00:12:22: Und es ist überall handwerklich.
00:12:24: Von daher können wir sich ein gutes Rundumpaket sowohl für die Konitorei als auch für die Bäckerei,
00:12:30: aber eben auch was unsere Auszubildenden im Büro angeht.
00:12:35: Da können wir sich eine ganze Menge machen und was gerade eben auch nochmal zunimmt, sind Werkstudenten,
00:12:41: wo es dann auch nochmal ein ganzes Stück weit spezieller und explizit dazu geht.
00:12:46: Wird so den Betrieben draußen raten, sich für das Ausbildungs Siegel zu bewerben?
00:12:51: Ja, auf jeden Fall. Also ich habe vorhin gesagt, dass das einfach ein Stück weit in der Kampf oder der Wettbewerb ist,
00:12:59: vielleicht besser um die Auszubildenden, um neue Auszubildende, ein Stück weit größer wird.
00:13:03: Und auch da kann uns das Ausbildungs Siegel ja nur helfen, da im Wettbewerb ein kleines bisschen weiter vorne zu sein.
00:13:11: Und es ist aber ganz sicher auch für uns ein, ja, ein Ansporn, dieses Siegel erreichen zu wollen, in die Ausbildung nochmal mehr zu investieren.
00:13:20: Ja, also liebe Leute, ihr habt es gehört.
00:13:22: Wenn ihr auch Interesse habt, das Ausbildungs Siegel von der Handwerkskammer für Lins zu bekommen,
00:13:26: dann bewerbt euch gerne, alle Infos zeigen wir euch natürlich in den Show Notes, klickt euch da gerne auf unserer Website durch
00:13:31: und vielleicht sehen wir uns ja dann nächstes Jahr beim Ausbildungs Siegel.
00:13:35: Jürgen, du hast am Anfang schon gesagt, du bist bereits seit über 40 Jahren in dem Beruf tätig.
00:13:40: Wie hat sich dein Beruf in der Zeit verändert?
00:13:43: Ganz massiv und ich bin da sehr, sehr glücklich.
00:13:47: Okay.
00:13:48: Weil wir haben mit vier oder fünf Brötchen Sorten, als ich in die Ausbildung kam, angefangen, wir haben vielleicht auch fünf Sorten Brot gemacht.
00:13:57: Wir haben Läden gehabt, die zwischen 25 und 50 Quadratmeter groß waren, 50 Quadratmeter war schon ein großes Fachgeschäft.
00:14:05: Heute sind wir sehr, sehr oft in Vororten und den kleinen Städten sicher der soziale Mittelpunkt.
00:14:12: Wir sind ein Stück weit ultimativer Nachfolger der früheren Dorfgneipe mit unseren Bäckereikafés, gerade in einer Gesellschaft, die auch älter wird.
00:14:23: Und wir haben damit neben unserer Versorgerfunktion, heute sicher auch nochmal tatsächlich eine soziale Funktion, die wir auch gerne wahrnehmen.
00:14:33: Und was gibt es nachhaltigeres als in der Region für die Region Lebensmittel herzustellen,
00:14:40: wo das Korn auch noch in der Nachbarschaft gewachsen ist?
00:14:43: Also wenn wir über Nachhaltigkeit und Regionalität sprechen, dann sind wir regionalen Bäcker sicher genau die, die das komplett darstellen können und auch eine Existenzberechtigung haben.
00:14:54: Zum Thema auch zu der Veränderung gibt es denn jetzt ein bisschen mit Augenzündern zu betrachten, Digitalisierung und KI.
00:15:03: Was die Veränderung angeht, backen den Wald vielleicht Roboter sogar unsere Brötchen?
00:15:07: Ich habe mich tatsächlich letzte Woche da noch mit zwei anderen Kollegen, die fachlich auch sehr versiert sind, eben so ausgetauscht.
00:15:17: Das Roboter, die Brötchen backen, glaube ich nicht.
00:15:20: Also Roboter und Teig geht nicht wirklich zusammen, zumindest nicht eine Qualität, die wir erwarten, weil so ein Teig klebt einfach ein ganzes Stück weit.
00:15:31: Der muss auch eine Weichheit haben, wenn ein Teig einfach fest und von daher vielleicht für Roboterarme irgendwie griffig ist, dann wird dem garantiert ganz viel Geschmack fehlen.
00:15:45: Das wird nicht funktionieren, aber auch wir nutzen ein Stück weit KI.
00:15:50: Wir sollten sicher auch in den Prozessen, die bei uns in der Arbeit da sind und die ermüden und sicher sehr eintönig sind, werden wir uns sicher in Zukunft auch Robotik an der einen oder anderen Stelle zu Hilfe nehmen.
00:16:10: Ganz klar, um zum Beispiel Blächer entsprechend in die Reinigungsmaschine zu stecken und dann wieder eben entsprechend in den Transportwagen.
00:16:20: Diese Dinge müssen sich ja auf Sicht keine Menschen machen, da wird es Möglichkeiten geben.
00:16:24: Und die KI hilft uns ganz stark dabei, nicht mehr, aber auch nicht zu wenig herzustellen.
00:16:31: Wir müssen da anhand von Vergleichen eine ganze Menge, die Verkaufsmengen pro Wachentag und Pro Fachgeschäft nochmal ein Stück weit besser zu analysieren und dementsprechend auch die Produktionsplanung zu machen.
00:16:44: Klar, da ist die KI sehr hilfreich, gerade für euch auch in der Planung und so was, um nachhaltiger vielleicht auch zu seinem Teil weniger Verschwendung gibt und so was.
00:16:51: Genau, also Lebensmittel herzustellen, um sie dann in die Biogasanlage zu tun, ist ja nicht das sinnvollste Aller.
00:17:00: Aber ich muss da gerade ein bisschen innerlich so ein bisschen schmunzeln.
00:17:04: Du sagst aus, ja Roboter und Teilchen und so was, aber Roboter haben auch keine Liebe, die sie mit ins Kneten reinbringen.
00:17:10: Ja, genau. Und das ist glaube ich etwas, was eine ganze Menge ausmacht und deswegen sehe ich nicht.
00:17:17: Und da habe ich aber noch keinen anderen gesehen, der das eben entsprechend, der entsprechend da eine andere Meinung hat, wenn es wirklich um handwerkliche Produkte geht.
00:17:27: Nicht um ein Massen-CK-Bagget, was fast durch ein Rohr gepresst werden kann.
00:17:33: Dann brauchen wir die Hände, dann brauchen wir eben auch das Gefühl.
00:17:37: Ja, das macht es tatsächlich auch aus.
00:17:39: Und Liebe und Gefühl sind ja nur mehr als Verwandt.
00:17:42: Jürgen, du bist Inhaber des Familienunternehmens.
00:17:45: Was muss man denn mitbringen, um so ein Unternehmen in der Größe wie Euers zu führen?
00:17:50: Teamgeist.
00:17:51: Also das sicher ganz deutlich. Demut ist auch nochmal ganz wichtig.
00:17:58: Und Achtung vor den Menschen und den Produkten.
00:18:03: Das wäre mir tatsächlich so das Wichtigste, dass man auch eine Strategie brauche, dass ich auch weiß, wo ich hin möchte.
00:18:11: Aber Leben ist nicht komplett planbar.
00:18:15: Und so ist eben auch Betriebliches Leben nicht komplett planbar.
00:18:19: Die letzten fünf Jahre mit Covid und Ukrainekrieg, mit Energieversorgungskrise.
00:18:27: Du musst auch immer relativ schnell und flexibel einen Plan B oder auch einen Plan C, die erarbeiten, um dann auch den mitarbeitenden Sicherheit zu geben.
00:18:37: Ja, also ein Stück war in irgendwo Anpassungsfähigkeit.
00:18:39: Ja, wenn ich möchte das jetzt nur da nochmal sagen, als wir vor zwei Jahren die Energieversorgungskrise hatten,
00:18:46: unsere Öfen in der Backstube laufen alle mit Gas.
00:18:50: Und da wusste ja keiner im Februar, ob wir im Mai noch Gas bekommen.
00:18:55: Und wir haben dann zumindest für zwei Drittel unserer Backöfen ein Hybridbrenner angeschafft,
00:19:04: so dass wir dann zwei Drittel der Backfläche mit Heizöl hätten auch heizen können.
00:19:08: Das wäre zwar nicht das Ganze gewesen, aber ich wollte eben auch nicht vor unserer Team mich vor unserer Team stellen,
00:19:14: müssen uns sagen, wir haben nichts mehr, wir haben kein Gas mehr, wir müssen unsere Läden schließen
00:19:21: und ihr müsst nach Hause gehen, auch wenn Herr Habeck da ja gesagt hat.
00:19:24: Deswegen ist man nicht gleich insolvent, wenn man mal kurzfristig schließt.
00:19:28: Aber das war ja genau diese Zeit, als diese Sprüche gekommen sind.
00:19:31: Und das war nach heutiger Maßgabe eine Fehlinvestition.
00:19:35: Das war eine sechsstellige Summe, die wir in Sand gesetzt haben.
00:19:38: Wir haben sie nicht gebraucht, wir haben zwar da jetzt noch sechs Heizöl-Tang stehen
00:19:44: und wir haben die Brenner, um es nutzen zu können.
00:19:46: Das Heizöl ist aber erstens ein Stück weit teurer
00:19:49: und zum zweiten ist es auch ökologisch natürlich nicht so günstig wie das Erdgas.
00:19:54: Von daher nutzen wir sie nicht.
00:19:58: Aber wer weiß, was in einigen Jahren kommt, aber das war uns insgesamt in unserer Entscheidung wichtig,
00:20:07: um zu sagen, wir sind auch da, die Konstante, wir tragen unsere Verantwortung.
00:20:12: Ja, ist ja auch richtig.
00:20:14: Bei euch steht gerade, oder ich weiß nicht, ob es schon vollzogen ist,
00:20:18: Wir haben einen Stundzwechsel an, was ich so gehört habe.
00:20:22: Wie schwer fällt es dir, langsam loslassen zu müssen?
00:20:26: Ich glaube, loslassen zu wollen ist viel besser.
00:20:29: Oder zu wollen sogar, ja.
00:20:31: Wir sind mitten im Prozess, vielleicht noch ein Stück weiter am Anfang.
00:20:36: Aber es ist ein anlaufender Prozess.
00:20:38: Unsere Kinder sind hochengagiert.
00:20:41: Annika und Dominik haben da große Lust drauf.
00:20:44: Die haben sich sehr gut mit ihrer Vorbildung darauf vorbereitet.
00:20:48: Ich glaube, es ist mir gar nicht schwer.
00:20:50: Ich öffne die Hände sehr gerne.
00:20:53: War es immer der Plan, dass deine Kinder die Nachfolge antreten?
00:20:57: Sicher nicht so wie bei mir.
00:20:59: Meine Frau und ich haben unseren Kindern das ganz klar freigestellt.
00:21:04: Ob sie das wollen oder nicht.
00:21:06: Es ist von ihnen eben gekommen.
00:21:09: Aber sie haben auch ganz deutlich gesagt, auch beide gesagt,
00:21:13: wenn wir das mit einer fachbezogenen Ausbildung machen wollen,
00:21:17: und nicht über einen Studium als Quereinsteiger
00:21:21: in einem Betrieb wie unseren gehen.
00:21:23: Die beiden sind genauso mit Herzblut dabei,
00:21:26: wie es meine Frauen nicht sind.
00:21:28: Das ist auch sehr schön.
00:21:31: Wie sehr, das hast du gerade schon ein bisschen eingetiesert.
00:21:34: Wie sehr mischt du dich in die Angelegenheiten ein?
00:21:37: Gibt es dafür Reibungspunkte?
00:21:39: Reibung erzeugt Wärme.
00:21:41: Deswegen brauchen wir aber nicht viel negative Reibung.
00:21:45: Wir brauchen alle unsere Freiräume.
00:21:48: Ich habe selber das große Glück gehabt,
00:21:51: dass das bei uns der Generationenübergang
00:21:54: zwischen meinen Eltern und mir sehr positiv gelaufen ist.
00:21:57: Das gibt mir eine ganze Menge Ansporn.
00:22:00: Und vielleicht auch an mancher Stelle ein Stückchen mehr Gelassenheit,
00:22:04: als das sonst der Fall wäre, um Dinge anzunehmen.
00:22:08: Und viele Wege für nach Rom.
00:22:10: Da muss jeder sein eigenen gehen dürfen.
00:22:13: Das habe ich lernen dürfen.
00:22:15: Diese Wege habe ich auch gehen dürfen.
00:22:17: Das dürfen unsere Kinder ganz genauso.
00:22:20: Wenn es zum Beispiel Branchenworkshops gibt,
00:22:23: da gehen wir oft tatsächlich zu viert hin.
00:22:26: Weil jeder nimmt etwas anderes auf.
00:22:28: Und daraus dann gemeinsam Kraft zu schöpfen,
00:22:31: sich daraus noch mal abzudaten.
00:22:33: Das ist am sinnvollsten, wenn man das gleich auf der gemeinsamen Rückfahrt macht.
00:22:38: Und dann daraus einen neuen Spirit mitzunehmen und Dinge umzusetzen.
00:22:42: Das ist, glaube ich, immer richtig gut.
00:22:44: Und so ist da eben auch viel Gemeinsamkeit.
00:22:47: Und Reibungen, die klären wir so, dass sie auch jeder annehmen kann.
00:22:53: Aber es klingt doch wie ein gutes, eingespieltes Team mit sehr viel Respekt.
00:22:57: Das ist ja sehr, sehr wichtig.
00:22:59: Ja, das sind wir, weil wir uns aber auch menschlich wirklich nahe sind.
00:23:04: Ja.
00:23:05: Spürst du denn den Wandel?
00:23:07: Beziehungsweise die Ideen, die Anregungen deiner Kinder?
00:23:10: Ja, klar. Wenn ich alleine über PowerBi einn nachdenke,
00:23:14: wenn ich darüber nachdenke, welche Auswertungen sind heute möglich, wo.
00:23:18: Und da lasse ich mich gerne anleiten.
00:23:21: Da bin ich sicher jemand, der gerne dann auch ein Stück weit
00:23:24: sicher selber Erfahrung macht.
00:23:27: Aber Tipps von Annika oder Dominic zu bekommen,
00:23:29: ist da immer noch ganz wichtig.
00:23:31: Oder eben auch bei allem, was Personal-Recruiting angeht.
00:23:35: Was wir heute dort aufgebaut haben, da ist Annika einfach ganz intensiv dabei.
00:23:41: Das hilft einfach, dem Fachkräftemangel
00:23:44: einfach an ein Stückchen anders entgegenüberzutreten.
00:23:47: Wann denkst du, ist denn, sag ich mal, die Nachfolge vollzogen?
00:23:52: Wo ist die Deadline? - Wann ist die Deadline?
00:23:54: Wann ist die vollzogen?
00:23:56: Da willst du trotzdem immer ein Auge haben, ein bisschen mitmischen.
00:24:00: Oder willst du dann irgendwann sagen,
00:24:02: macht ihr das jetzt, neue Generation, ich leh'n mich jetzt zurück.
00:24:06: Also das ist ja nicht nur Betrieb, das sind ja auch Menschen.
00:24:09: Also bei uns sind es 750 Menschen, die uns beschäftigt sind.
00:24:13: Und ich sehe da auch mich in der Verantwortung,
00:24:16: auch diesen Verantwortungsübergang
00:24:19: eben einfach langsam und mit Maß zu machen.
00:24:22: Wir haben tatsächlich keine Linie, wo wir sagen,
00:24:25: also Ende 2026 oder 2027 ist für mich komplett Schluss.
00:24:31: Das wird fließend sein.
00:24:33: Und irgendwann wird es so sein, dass für alle klar ist,
00:24:37: da sind jetzt andere und mein Job ist gemacht.
00:24:40: Ich hab ja unseren Betrieb auch eine ganze Zeit lang
00:24:44: mit einer auch heute noch wirklich guten Freundin
00:24:47: und eben auch einer langjährigen Geschäftspartnerin zusammenbegleitet.
00:24:51: Und als sie irgendwann für sich den Entschluss getroffen hat,
00:24:54: rauszugehen, war auch da der Endpunkt, den wir festgelegt hatten,
00:25:00: weil da ging es ja auch, um Gesellschaft da zu sein
00:25:03: oder Gesellschafterin zu sein und dann nicht mehr zu sein.
00:25:06: Und dann hat sich von alleine im Wohnungen erledigt.
00:25:09: Wir werden das sehen und ich bin da sehr froh und mutig,
00:25:12: dass das auch wirklich fast reibungslos geht.
00:25:17: Und irgendwann ist dann klar,
00:25:19: da ist dann für den Alten nicht mehr wirklich was übrig an Arbeit.
00:25:24: Was würdest du denn Handwerksunternehmen,
00:25:26: die jetzt gerade auch für der Nachfolge oder Übernahme stehen, empfehlen?
00:25:30: Ich hab bestimmt mehrere Wünsche.
00:25:33: Empfehlungen ist mal ein Stück weit schwierig.
00:25:36: Aber ich glaube, wichtig ist, dass wir uns,
00:25:39: dass wir auf der einen Seite ein großes Maß an Toleranz haben
00:25:42: gegenüber Veränderungen, gegenüber Neuerungen,
00:25:45: auch Dinge, dass auch eine junge Generation Dinge ausprobieren kann.
00:25:50: Was kann im schlimmsten Fall passieren?
00:25:52: Das ist meistens nicht so, dass das damit die Existenz des Betriebes
00:25:56: gefährdet ist.
00:25:57: Aber wir haben alle aus Erfahrungen gelernt
00:26:00: und Fehler darf jeder machen, nicht mehrmals dieselben, das ist blöd.
00:26:04: Und jeder Fehler bringt uns auch immer ein Stückchen weiter.
00:26:08: Und auch da eine Fehler-Toleranz zu haben,
00:26:11: der jungen Generation gegenüber, macht glaube ich vieles einfacher.
00:26:16: Und gibt dann eben auch euch Jungen eben Lust, Dinge auszuprobieren.
00:26:22: Also Experimente zulassen. - Ja, auf jeden Fall.
00:26:25: Ja, für die letzten Jahre Betriebe gerade am Hören,
00:26:28: vor der Nachfolge oder Übernahme stehen,
00:26:30: wenn ihr Hilfe braucht, dann gerne bei uns in der Kamera melden.
00:26:34: Den helfenden Ding findet ihr wie immer in den Show-Notes.
00:26:37: Jürgen, ich habe das Thema Digitalisierung vorhin kurz angesprochen.
00:26:41: Vieles wird dadurch einfacher, zum Glück.
00:26:44: Vieles vielleicht gar nicht oder sogar komplizierter.
00:26:47: Es gibt die Hygieneverordnung, die Statistikmeldungen,
00:26:51: Lebensmittelverordnung, Energieberatung, Bondpflicht.
00:26:54: Aber wie viel Bürokratie steckt eigentlich in einem kleinen Brötchen?
00:26:58: Dazu gibt es ja tatsächlich einen schönen Bericht beim WDR.
00:27:02: Die Brötchenbürokratie kann man jedem nur ans Herz legen.
00:27:05: Da hat ein Kollege aus dem Sauerland zusammen mit dem WDR tolle Arbeit geleistet.
00:27:11: Es steckt einfach viel zu viel Bürokratie,
00:27:13: nicht nur in dem Brötchen, sondern auch in den Puddingplätzchen drin.
00:27:17: Lieferkettenpflichten, Sorgfaltsgesetz.
00:27:20: Ab ersten, nächsten Jahres kommt das Entwaldungsgesetz noch hinzu.
00:27:24: Was hat Bäckerei mit Entwaldung zu tun,
00:27:27: wenn wir Kakao verarbeiten als Beispiel?
00:27:30: Oder den Kaffee, den wir entsprechend malen und dann aufbrühen.
00:27:36: Wir müssen als Betrieb nachweisen,
00:27:39: dass dort, wo diese Feldfrüchte gewachsen sind,
00:27:42: die in den letzten fünf Jahren vorher nicht ein Wald gestanden hat,
00:27:46: der durch Brandrohlung vernichtet worden ist, um das hinzusetzen.
00:27:50: Das sind Dinge, das ist sicher alles gut gemeint,
00:27:54: aber es bringt überhaupt nichts.
00:27:56: Das verfehlt komplett seine Wirkung, das macht uns alle nur noch frustrierter.
00:28:01: Die Kontrollitis, die wir haben,
00:28:05: die geht über jedes normale Maß hinaus.
00:28:09: Wie oft unsere Fachgeschäfte heute auch kontrolliert werden,
00:28:14: das hat sich seit Corona noch mal massiv verschärft.
00:28:18: Wir sind da, wenn es neue Verordnungen,
00:28:21: die sind ja auf Sonntagsnachmittag rausgegangen.
00:28:24: Wir haben einfach Geschäfte ganz klar benennen.
00:28:27: Am nächsten Morgen ist es um zehn immer kontrolliert worden,
00:28:30: ob wir die neue Corona-Schutzverordnung umgesetzt haben.
00:28:34: Wir haben ...
00:28:35: Von uns wird immer Flexibilität in jeder Weise erwartet.
00:28:39: Und auch Umsetzungsgeschwindigkeit.
00:28:43: Wir haben vorhin von der Belegausgabe von der Bonkpflicht gesprochen.
00:28:47: Jede Kasse sollte schon seit 2023 registriert werden.
00:28:52: Das Tool, wo diese Kassen registriert werden sollen,
00:28:55: soll jetzt vielleicht zum 1.1.2026 kommen.
00:28:59: Ich möchte einfach nur noch mal sagen,
00:29:02: es wird auf der einen Seite von den Bürokraten und vom Gesetzgebern
00:29:06: von uns sehr, sehr viel erwartet.
00:29:08: Aber auf der anderen Seite wird sehr, sehr wenig geleistet.
00:29:12: Die Aufzeichnung der Arbeitszeiten.
00:29:16: Wofür machen wir überhaupt einen Arbeitsvertrag?
00:29:19: Jetzt ist es erlaubt worden, dass man einen digitalen Arbeitsvertrag machen kann.
00:29:23: Man höre uns dauernd im Jahr 2024.
00:29:26: Aber es gibt einfach so viele andere Dinge,
00:29:28: die uns jeden Tag die Nerven rauben,
00:29:31: nach meiner Meinung für nichts und wieder nichts.
00:29:35: Ist das über die Jahre, wie du jetzt in dem Handwerk bist,
00:29:38: schlimmer geworden, also mehr geworden?
00:29:40: Es ist unvergleichlich mehr geworden.
00:29:43: Und da ...
00:29:45: Ich bin sonst nicht für gefühlte Wahrheiten,
00:29:48: aber die Überarbeit ist einfach,
00:29:50: dass mindestens alle drei Monate noch mal 10 % oben drauf kommt.
00:29:54: Dass wir heute, also noch mal mindestens doppelt so stark belastet,
00:29:58: sind wie 2018.
00:30:00: Oi, oi, oi, oi.
00:30:01: Und je kleiner der Betrieb, ist es so schwierig,
00:30:04: erst das durchzusetzen.
00:30:05: Wir brauchen einen Leiter darauf zu trachten.
00:30:08: Was soll das?
00:30:10: Ach, stimmt, das kenne ich auch von uns.
00:30:12: Das muss ja alles schön gepflegt werden.
00:30:15: Du darfst nur 'ne Trittleiter benutzen, wenn sie auch das Check hat.
00:30:18: Und da, da, da.
00:30:19: Ja, ja, aber bei uns mit 66 Standorten haben wir da ...
00:30:24: Da können wir einen rumschicken, der eben entsprechend bestätigt,
00:30:27: dass die Leiter funktionsfähig ist.
00:30:29: Wir haben mündige Mitarbeiter,
00:30:31: wir haben leitende Mitarbeiter in unseren Fachgeschäften.
00:30:34: Wenn die Leiter nicht in Ordnung ist,
00:30:36: dann bekommen die 'ne Neue aus unserem Handelswahlenlager geschickt.
00:30:40: Wir haben alleine sieben Haustechniker,
00:30:43: die sorgen dafür, dass die Technik stimmt
00:30:45: und dass wir da unseren Pflichten entsprechend genügen.
00:30:49: Deswegen müssen wir auch nicht noch mal ein Prüfsiegel
00:30:53: auf eine blöde Trittleiter machen.
00:30:55: Das nur als ganz kleines Beispiel.
00:30:57: Wie hältst du den Überblick in diesen Bürokratie-Junge?
00:31:01: Digitalisierung.
00:31:02: Mhm.
00:31:03: Also, wir haben tatsächlich ein Ticketsystem
00:31:06: für unsere Fachgeschäfte, aber auch für unsere Backstube.
00:31:09: Mit dem unsere Haustechnik da entsprechend auch Dinge abarbeiten kann.
00:31:13: Also, Digitalisierung hat ja auch Vorteile.
00:31:15: Aber Digitalisierung und Bürokratisierung sind für mich zwei
00:31:18: sehr unterschiedliche Dinge, die auch gegeneufig sind.
00:31:21: Alle die Dinge, die wir elektronisch machen können,
00:31:24: dass 'ne Temperaturaufzeichnung sinnvoll ist.
00:31:26: Aber es gibt Ordnungsbehörden im Umkreis von Dortmund,
00:31:31: die möchten das nicht, dass wir es auf dem Tablet haben
00:31:35: und speichern, sondern da müssen wir's am Zell machen.
00:31:38: Sagt mir einer, wofür das gut ist. Ich versteh's nicht.
00:31:42: Da hat's so ein Feld, wie hätte ich gesagt, auch nix sein.
00:31:45: Überblick behalten heißt, nah dran zu sein.
00:31:47: Gleichzeitig aber, sich da nicht ins Tagesgeschäft
00:31:52: so tief reinzuarbeiten, dass dann einfach der Tunnelblick kommt.
00:31:56: Du sagst schon, Tagesgeschäfte,
00:31:58: was bedeutet deine ganze Bürokratiewand für euren Arbeitsalltag?
00:32:02: Dass da sicher, egal ob in unserer Buchhaltung,
00:32:06: in unserer Personalabteilung, aber eben auch in unserer
00:32:09: elektronischen Abteilung da wertvolle Arbeitszeit,
00:32:13: die wir anders viel besser nutzen könnten,
00:32:15: dann eben dafür aufgewandt wird.
00:32:18: Und es ist auf jeden Fall immer effizienzmindernd.
00:32:21: Und ich glaube, das ist gerade auch das,
00:32:23: was uns schickweit unsere Wirtschaft ausmacht.
00:32:26: Wir bräuchten mehr Effizienz und wir bekommen immer höhere Hürden gesetzt,
00:32:30: über bürokratische Hürden, über die wir drüber springen müssen
00:32:33: und die einfach sehr viel Energie kosten.
00:32:38: Du hast gerade oder man konnte so ein bisschen durchhören
00:32:41: mit der Leiter, gibt's denn noch irgendwelche Vorschriften,
00:32:44: die nun wirklich absurd sind in der Bürokratie?
00:32:47: Ja, ich hab ja von das Lieferkettenpflichtensorgfalsgesetz
00:32:50: angesprochen. Allein dieses Wortungutüten zeigt ja,
00:32:53: dass das sicher nicht der Weißheit letzter Schluss ist.
00:32:56: Da sind Dinge, die einfach komplett in eine falsche Richtung gehen,
00:33:00: wo wir natürliche Dinge belegen müssen,
00:33:04: die vom gesunden Menschenverstand her entsprechend da sind.
00:33:08: Aber ich kann eben nicht Sonnenblumenkerne und Kürbiskerne
00:33:12: kommen eben auch des Öfteren aus Asien.
00:33:15: Ich kann doch da nicht wirklich zweifelsfrei belegen,
00:33:21: dass auch diese Kürbiskerne nicht von Kindern als Beispiel
00:33:26: entsprechend geerntet worden sind.
00:33:28: Dann müsste ich ja demnächst oder ein Beauftragter von uns
00:33:33: müsste dort hinfahren.
00:33:36: Das geht jetzt sicher so, dass unsere Großhändler das ein Stück weit
00:33:39: bestätigen können.
00:33:40: Aber auch da kann nicht für jeden Kürbiskern die Hand ins Feuer
00:33:43: gelegt werden.
00:33:45: Wir in Europa versuchen gerade, die gesamte Welt zu retten.
00:33:48: Aber damit ist für uns, machen wir uns das Leben extrem schwer,
00:33:54: ohne dass es in der restlichen Welt irgendeinen positiven Effekt hätte.
00:33:58: Hm.
00:33:59: Hast du denn als Inhaber aktuell mehr Papier und Akne in der Hand
00:34:04: als Backware?
00:34:06: Tatsächlich ist das ein sehr, sehr gutes Beispiel.
00:34:09: Und ja, es gibt eine ganze Menge Tage, da ist das tatsächlich so.
00:34:13: Da ist die Wiedervorlage-Lagemappe, was diese Dinge angeht,
00:34:17: auch sehr, sehr voll.
00:34:18: Ich habe an einem ein oder anderen Tag deutlich mehr Papier in der Hand
00:34:22: als Backwaren.
00:34:23: Und das ist nicht das, was uns allen Freude bereitet.
00:34:26: Das glaube ich.
00:34:28: Was würdest du dir von der Politik hinsichtlich dieses Themas wünschen,
00:34:33: wenn du ein Wunsch frei hättest?
00:34:35: Verordnung sollten gleichzeitig eine Laufzeit haben.
00:34:40: Wenn eine Verordnung für beispielsweise fünf Jahre angeordnet wird
00:34:44: und wenn sie dann nicht explizit bestätigt wird,
00:34:46: läuft sie danach aus.
00:34:49: Dann würde vieles ein Stückchen einfacher werden.
00:34:52: Dann kann man sicher auch mal Dinge auf die Probe stellen.
00:34:57: Normalerweise müssen wir ja im Monat jeden entsprechenden Kunden
00:35:01: und jeden Differanten, zumindest dort, wo wir eine Rechnung schreiben,
00:35:05: in der Terrorverhandlungsliste nachschauen.
00:35:07: Das tut kaum noch jemand.
00:35:09: Diese Verordnung gibt es immer noch, die kommt aus den 70er-Jahren.
00:35:12: Wow, aus den 70ern?
00:35:14: Ja.
00:35:15: Und da ist tatsächlich, da ist tatsächlich meine Bitte,
00:35:19: lasst uns Verordnung und Gesetze einfach eine Laufzeit geben.
00:35:23: Und wenn sie dann weiterlaufen müssen,
00:35:25: bedarf es einer expliziten Bestätigung für eine zweite Laufzeit.
00:35:30: Sonst muss auch mal was auslaufen können.
00:35:33: Möge dieser Wunsch erhört werden.
00:35:36: Jürgen, es war es eigentlich schon fast.
00:35:38: Ich hab mir noch ein kleines Spiel zum Schluss.
00:35:41: Es war super spannend. - Ich bin gespannt.
00:35:43: Ich würde sagen, wir standen einfach direkt noch damit.
00:35:46: Das Spiel heißt "Da war noch was".
00:35:49: Erste Frage, du als Deckermeister,
00:35:53: taust du denn auch mal so ein Kuchen auf?
00:35:56: Kaufst den und ... - Auf gar keinen Fall.
00:35:59: Auf gar keinen Fall.
00:36:00: Also, ich esse liebend gern Kuchen. - Ja.
00:36:03: Und ich esse liebend gern dann,
00:36:06: dann auch, wenn wir irgendwo eingeladen sind,
00:36:09: im selbst gebackenen Kuchen.
00:36:11: Und da sind so viele tolle Dinge dabei.
00:36:13: Aber ein TK-Kuchen mit ganz vielen Ehennummern und ähnlichen ...
00:36:19: Nee, und künstlichen Triebmähn, das brauch ich jetzt nicht.
00:36:22: Zweite Frage.
00:36:23: Deutschland steht ja für seine Vielfalt an Brotzort und Backquarn.
00:36:27: Das sind wir, würde ich mal streng behaupten, Nummer eins.
00:36:30: Ja, das sind wir ganz sicher.
00:36:32: Wie hältst du es denn als Bäckermeister im Urlaub aus,
00:36:36: wenn du im Ausland bist?
00:36:37: Ich kenne das von mir selber.
00:36:39: Ich brauche dann schon ...
00:36:40: Ne, zwei Wochen kann ich das schon,
00:36:42: aber ich freu mich schon auf mein deutsches Brötchen.
00:36:45: Wie hältst du das denn aus?
00:36:47: Das ist im außereuropäischen Ausland sicher immer schwierig.
00:36:50: Da freu ich mich ganz gewaltig drauf.
00:36:53: Aber in Europa gibt es ja fast überall eine Bäcke rein.
00:36:57: Es gibt auch in USA eine Bäckerei.
00:36:59: Und wir Bäcker haben alle eine Krankheit oder eine Neigung.
00:37:03: Ist ja keine Krankheit, sondern egal, wo wir sind,
00:37:06: wir suchen uns immer die nächste Bäckerei.
00:37:08: Und wenn es eben geht, gehen wir auch noch mit in die Backstube
00:37:12: und schauen da und stellen uns vor
00:37:14: und schauen den Kollegen oder den Kollegen über die Schulter auf.
00:37:17: Ja, natürlich, klar.
00:37:18: Ach, spannend.
00:37:20: Gibt's denn da ...
00:37:21: Warst du jetzt irgendwo im weiteren Ausland, sag ich mal,
00:37:24: wo du auch tatsächlich mal in einer Backstube mitstandest,
00:37:27: zeig mal, was du drauf hast?
00:37:28: Das hat's tatsächlich schon in einigen Ländern gegeben.
00:37:32: Ja, und da bist du eben auch ein Stück weit als Deutscher Bäcker.
00:37:36: Auch da sich ja ein ganzes Stück weit angesehen,
00:37:39: ob unserer Vielfalt, die wir dann entsprechend bieten.
00:37:42: Ach, das ist ja spannend. Also cool.
00:37:45: Dritte Frage.
00:37:47: Und das ist eigentlich auch schon fast so ein persönliches Anliegen.
00:37:51: Ich bräuchte mal einen Experten-Tipp.
00:37:53: (Lachen)
00:37:54: Das war, wenn ich mal Frischbrötchen gekauft hab am Sonntag,
00:37:57: ich hab leider zu viel gekauft.
00:37:59: Will ich aber Montag noch mal essen? - Ja.
00:38:02: Was kann ich denn machen, dass die dann ...
00:38:04: Erst tust du sie in den Boiliball. - Okay.
00:38:07: Also richtig, dass sie das eben nicht noch mehr Feuchtigkeit verloren hat.
00:38:11: Und dann würde ich tatsächlich den Ofen auf 180° vorheizen.
00:38:15: Mhm.
00:38:16: 180° Umluft, 200° eher in Ober- und Unterhitze.
00:38:19: Ja. - Und die Brötchen dann noch mit der feuchten Hand.
00:38:23: Also die Hand unter dem Wasser ein bisschen feucht.
00:38:26: Dann noch mal einreiben,
00:38:27: sodass dann auch da noch mal ein bisschen Feuchtigkeit
00:38:30: von außen dazukommen. - Mhm.
00:38:32: Und dann so fünf Minuten in den Ofen.
00:38:34: Und dann hast du auf jeden Fall wieder einen ganz vernünftigen Genuss.
00:38:38: Oh, das werde ich mal ausprobieren.
00:38:40: Vorletzte Frage.
00:38:41: Was ist dein allerliebstes Backerzeugnis, was du isst
00:38:45: und was du gerne machst?
00:38:46: Also das, was ich am liebsten esse, ist tatsächlich ein Roggenmischbrot,
00:38:50: proben 1905 oder auch ein kerniges Vollkornbrot.
00:38:54: Weil es einfach lange satt macht,
00:38:56: weil es einen kräftigen Geschmack hat,
00:38:58: aber jeder Belag eben auch drauf schmeckt.
00:39:01: Und das, was ich am liebsten mache,
00:39:03: ist tatsächlich dann eher im Richtung,
00:39:06: so im Feingebäckbereich,
00:39:08: dann einen Rührkuchen oder ein Blechkuchen zu machen,
00:39:11: wo dann entsprechend Früchte aufgelegt werden
00:39:13: und die dann gebacken werden.
00:39:15: Sehr lecker. Oh, da krieg ich schon wieder Hunger.
00:39:18: Letzte Frage.
00:39:19: Wenn du einen Wunsch fürs Handwerk,
00:39:21: also komplett fürs Handwerk frei hättest, wie wäre dieser?
00:39:24: Lass uns einfach mal machen und gib uns weitere Leitplanken.
00:39:30: Wir sind so oft einfach komplett beschnitten.
00:39:33: Hab Vertrauen zu uns, wir werden es nicht missbrauchen.
00:39:36: Mit diesem Wunsch gehen wir in den Feierabend, Jürgen.
00:39:40: Vielen, vielen Dank, dass du heute da warst.
00:39:43: Es war super spannend.
00:39:44: Ich könnte jetzt noch mehr über Backware mit dir quatschen.
00:39:47: Ich hoffe, dass du das heute bei uns warst.
00:39:49: Danke auch für eure leckeren Backware,
00:39:52: die ihr uns täglich schenkt.
00:39:54: Vielen lieben Dank, Lena.
00:39:56: Das freut mich.
00:39:57: Das war's von uns. Wir machen uns Feierabend.
00:40:00: Schickt gerne unsere Social Media Kanäle ab.
00:40:02: Hört gerne unsere anderen Episoden rein.
00:40:05: Alle wichtigen Links zu Social Media
00:40:07: und die Links, die wir vorhin genannt haben,
00:40:09: zeigen wir euch in den Show-Notes.
00:40:11: Leute, ciao, macht's gut. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.
00:40:15: Ende Gelände, Schicht im Schacht.
00:40:17: Das war's mit Hörmer Handwerk für heute.
00:40:19: Wir bedanken uns fürs Zuhören und wünschen allen eine arbeitsame Woche.
00:40:23: Folgt unseren Social Media Kanälen, abonniert den Newsletter
00:40:26: und schaut für alles Weitere auf unserer Homepage vorbei.
00:40:29: Auf Wiederhören und bis zum nächsten Episode.
00:40:35: ...