Sie steigt dir aufs Dach

Shownotes

Immer mehr Frauen entscheiden sich für eine Karriere im Handwerk. Dabei scheuen sie sich nicht, in männerdominierte Berufe zu gehen. So wie Sabrina Wollscheid. Die Dachdeckermeisterin musste sich so manchen Spruch anhören. Doch sie hat sich durchgesetzt und führt nun gemeinsam mit Ihrem Vater den familiären Betrieb Wollscheid Bedachungen GmbH. Wie Ihr Weg war, erzählt sie Lina beim Plausch. Hömma rein.

Sabrina auf Instagram: https://www.instagram.com/dachdeckermeisterin_sabrina

Website Wollscheid Bedachungen GmbH: https://wollscheid-bedachungen.de

Karriereseite: https://wollscheid-bedachungen.de/career

Unsere Homepage: https://www.hwk-do.de

Karrierestart Ausbildung: https://www.hwk-do.de/wege-in-die-ausbildung

Weg zum Meisterbrief: https://www.hwk-do.de/meister

Weiterkommen im Beruf: https://www.hwk-do.de/seminarprogramm

Unser Instagram-Kanal: https://www.instagram.com/hwkdortmund

Unsere weiteren Kanäle: https://www.hwk-do.de/digital

Transkript anzeigen

00:00:00: Willkommen bei "Hör mal Handwerk", dem Podcast der Handwerkskammer Dortmund.

00:00:09: Bei uns steht das Handwerk mit seinen Macharinnen und Machern im Mittelpunkt.

00:00:13: Wir reden keinen Stuss, sondern Klartext. Viel Spaß beim Zuhören!

00:00:17: Tag Leute, mein Name ist Lina und ich habe heute Sabrina Wolstein bei mir.

00:00:27: Hi Sabrina!

00:00:28: Hi!

00:00:29: Sabrina, wir quatschen heute darüber, wie es ist, als starke Frau im Handwerk unterwegs zu sein

00:00:33: und auch ein Betrieb zu übernehmen.

00:00:35: Aber bevor wir starten, habe ich noch ein Spiel für dich.

00:00:38: Hast du Bock drauf?

00:00:39: Ja sicher.

00:00:40: Perfekt.

00:00:41: Also das Spiel heißt "Dat Bin ich". Das sind fünf Fragen.

00:00:44: Wir wollen dich so ein bisschen besser kennenlernen und hau einfach raus, was dir gerade in den Sinn kommt.

00:00:49: Erste Frage, Sabrina, was machst du eigentlich?

00:00:53: Ja, also, du gehst jetzt wahrscheinlich von der Arbeit aus.

00:00:57: Ja?

00:00:58: Ich bin Dachdeckermeisterin und arbeite in unserem familiären Betrieb.

00:01:03: Ich habe Januar 2023 die Firma übernommen bzw. bin mit meinem Vater zusammen in die Geschäftsführung eingestiegen.

00:01:12: Meine Hauptsachen, die ich eigentlich mache, sind zurzeit im Büro.

00:01:17: Weil wir haben draußen jetzt erstmal genug Fachpersonal, dass es so funktioniert, dass ich im Büro bin.

00:01:22: Da wird natürlich dann Angebotserstellungen, Rechnungen, Aufmaß, diese ganze organisatorische Geschichte.

00:01:30: Aber eigentlich ist es auch so, dass ich teilweise noch mit rausgehe mit den Jungs

00:01:35: und da dann natürlich Flachdach, Stalldach, diese ganzen Geschichten praktischer arbeiten halt.

00:01:41: Also sehr facettenreich, aber da kommen wir gleich auch noch zu.

00:01:44: Wie lange machst du das Ganze denn schon?

00:01:46: Das mache ich seit 2009.

00:01:49: Also da bin ich in die Lehre gegangen bis 2011 und bin dann, oder 2012 war das genau,

00:01:56: und bin dann zur Meisterschule gegangen.

00:01:58: Schon lange dabei, ne?

00:02:00: Was liebst du an einem Job?

00:02:02: Eigentlich diese ganze Vielseitigkeit.

00:02:04: Es ist jetzt in meinem Fall oder selbst, wenn man nur mit an den Baustellen ist, total abwechslungsreich.

00:02:09: Man hat nicht immer dasselbe vor sich.

00:02:12: Und einfach auch dieses im Team arbeiten.

00:02:16: Ich weiß nicht, man muss so ein bisschen aufeinander achten und voneinander auch lernen und gucken.

00:02:22: Und ja, einfach dieses ganze Bautechnische auch,

00:02:25: dass man am Ende des Tages auch einfach total stolz darauf sein kann, was man so geschaffen hat.

00:02:30: Und auch vor allem sieht, was man geschaffen hat.

00:02:33: Was war das Krasseste bisher in deinem Job, was dir vielleicht passiert ist,

00:02:36: irgendwie bei einem Auftrag oder so?

00:02:38: Also so das Krasseste war eigentlich,

00:02:41: dass mir beim Kundentermin ein älterer Mann oder ein, der war halt bettlägerisch,

00:02:46: und ich hatte mit seiner Frau den Termin, und er ist halt während dem Kundentermin aus dem Bett gefallen.

00:02:51: Und sie war natürlich dementsprechend aufgrund ihres Alters nicht wirklich stark.

00:02:57: Und ich musste dem Mann dann mit ihr zusammen halt hochhelfen.

00:03:01: Und die Situation war einfach krass, weil ich da auch noch recht jung war,

00:03:04: darauf man null vorbereitet war.

00:03:06: Also das war schon für mich, war schon zwei Tage ein bisschen durcheinander,

00:03:10: weil der halt auch ja sehr, sehr krank war und man ihm das auch angesehen hat.

00:03:15: Also das fand ich für mich, da denke ich halt bis heute teilweise dran.

00:03:19: Ja klar, du bist ja nicht in den Auftrag und denkst ja,

00:03:21: vielleicht passiert dir noch irgendwas anderes als...

00:03:23: Genau, ich wollte mir eigentlich, ich weiß gar nicht, es war eine Reparatur, also nicht mal was Großes.

00:03:27: Ich wollte es mir vorher ansehen, damit ich halt abschätzen kann, was wir an Materialien brauchen,

00:03:30: und wollte da kurz mal ein Gespräch führen mit der Frau halt.

00:03:34: Ja, und dann ist das passiert.

00:03:36: Also das war schon so ein kleiner Schock, gerade wenn man dann so jung ist

00:03:38: und so nicht weiß, wie man mit solchen Situationen umgehen soll.

00:03:41: Puh, ja, das muss man erstmal verdauen, ne.

00:03:43: Ja.

00:03:44: Was ist das bescheuerte Vorteil gegenüber Handwerkern?

00:03:48: Oh, also Handwerker generell, man sagt ihnen halt nach,

00:03:53: tatsächlich so wiegt es auf mich, dass sie so ein bisschen asozial unterwegs sind.

00:03:59: Das finde ich ist so ein Vorurteil, weil halt viele auch tätowiert sind,

00:04:03: nach Feierabend man Bierchen trinken.

00:04:05: Also das, was ich so mitbekomme, wie das jetzt in anderen Gewerken ist,

00:04:10: das kann ich jetzt nicht sagen.

00:04:11: Aber gerade bei Gerüstbauern und Dachdeckern wird es eigentlich immer gerne so hingestellt,

00:04:16: dass wir so die asozialen sind.

00:04:18: Puh.

00:04:19: Ja, das fällt halt auf, und das ist eigentlich total schade,

00:04:22: weil es gibt so viele seriöse Betriebe und auch seriöse Mitarbeiter.

00:04:26: Das ist schon, ja, schert man gerne mal alle über einen Kamm.

00:04:31: Sagst du was, da führst du uns eigentlich auch schon direkt zur ersten Frage.

00:04:36: Wie kam es denn jetzt abseits von den ganzen Vorteilen, die du auch kennst,

00:04:41: wahrscheinlich auch schon davor gehört hast, bevor du gesagt hast,

00:04:43: okay, ich werd jetzt Dachdeckerin, wie kam es denn eigentlich dazu,

00:04:45: dass du gesagt hast, ich mach jetzt die Ausbildung als Dachdeckerin?

00:04:48: Also eigentlich genau genommen fing die ganze Sache an, als wir,

00:04:51: ich meine, es war die 7. Klasse, da hatten wir ja unser Schülerpraktikum für 3 Wochen

00:04:56: und ich dachte, hey, weil ich wusste natürlich, mein Papa hat eine Firma,

00:04:59: wäre eine Option, da war ich mir aber, ich war mir da noch nicht ganz sicher,

00:05:03: ob ich das möchte, und dann dachte ich, hey, gehen wir mal in einen Kindergarten.

00:05:08: Und das war für mich eine absolute Katastrophe.

00:05:12: Ich wurde da auch, also es war bei mir wahrscheinlich auch ein Extremfall,

00:05:16: weil ich wurde auch teilweise mit der Kindergartengruppe alleine gelassen.

00:05:19: Die Erzieherinnen sind raus, haben sich da in deren Gemeinschaftsküche hingesetzt.

00:05:23: Ich war mit denen alleine, und ich weiß nicht, wie alt ist man,

00:05:26: in der 7. 14 oder so, ich war da halt einfach maßlos überfordert.

00:05:30: Und da habe ich nach diesen 3 Wochen gesagt, bei aller Liebe, ich mach alles,

00:05:34: aber ich werde niemals Kindergärtnerin, Erzieherin, wie auch immer man das heute nennen mag.

00:05:38: Ja, und dann habe ich kurz darauf in den Herbstferien,

00:05:41: das war auch in der 7. Klasse, habe ich bei meinem Papa die Herbstferien,

00:05:45: also diese 2 Wochen, immer so ein Praktikum gemacht, um einfach mal da reinzuschnuppern.

00:05:49: Und da war es eigentlich das genaue Gegenteil, ich habe zwar von der Arbeit,

00:05:52: klar konnte ich nicht viel machen, weil ich kannte mich ja nicht aus,

00:05:55: aber ich bin mit einer Truppe gefahren, ich hatte so viel Spaß,

00:05:58: ich habe jeden Tag wirklich so viel gelacht, und dadurch hatte ich einfach auch Bock auf diesen Job.

00:06:03: Und die haben mich da somit integriert, ja da war irgendwie für mich klar,

00:06:07: also es war Ende 7. Klasse, wo ich gesagt habe, wenn ich mit der 10. fertig werde,

00:06:13: oder fertig bin, dann werde ich eine Lehre machen.

00:06:16: Also kann man schon irgendwo sagen, das war jetzt nicht von klein auf deinen Wunsch,

00:06:20: aber schon ein 7. Klasse.

00:06:22: Also witzig ist, dass ich schon als Kind, ich hatte als Kind so einen kleinen Tisch

00:06:27: mit einem Stuhl, mit so einem Malzeug, und da habe ich schon immer so,

00:06:30: weil sie nicht Buchstaben draufgemalt, und wenn meine Mama dann gefragt hat,

00:06:34: was ich da mache, was ich spiele, habe ich immer gesagt, ich spiele Büro, ich will werden wie Papa.

00:06:38: Das war aber natürlich dann aufs Büro bezogen, weil mein Papa, der war ja da nur im Büro,

00:06:42: das war ja jetzt nicht mit dem Hintergedanken der Dachziegel durchgegegenzuschweißen,

00:06:47: so weit bis zu natürlich als Kind nicht.

00:06:49: Aber ich wollte eigentlich immer so werden wie Papa, das fing eigentlich schon so an.

00:06:54: Nach 9 Jahren im Job weißt ihr ungefähr, wie das Ganze da jetzt so läuft, im Dachdeckerhandwerk.

00:06:59: Würdest du denn jetzt sagen, okay, ich weiß jetzt, wie es läuft, ich würde jetzt immer wieder die Gleichausbildung machen?

00:07:05: Ja, doch. Also ich muss dazu sagen, ich würde wahrscheinlich immer den Fokus haben,

00:07:13: dass ich mein Meister machen möchte und eine Firma übernehmen möchte,

00:07:18: weil ich auch einfach dieses Gemischte, das liegt mir wirklich gut.

00:07:23: Also ich mag sowohl in der Praxis zu sehen, wie es ist, aber auch in der Organisation,

00:07:28: ich sage mal, die theoretischen Geschichten zu sehen, aber ja, definitiv, ich würde es immer wieder so machen.

00:07:34: Das hören wir doch sehr gerne. Wie sah deine Ausbildung überhaupt aus?

00:07:38: So ist gerade so ein bisschen angerissen, wie es da läuft.

00:07:40: Ja, also ich sage mal, die Ausbildung zieht sich ja über 3 Jahre, wenn man jetzt nicht verkürzt oder verlängert.

00:07:45: Ich habe ganz normal 3 Jahre gemacht.

00:07:47: Und wir haben dann natürlich immer auch so überbetriebliche, in Esslur ist das im Sauerland,

00:07:52: da haben wir dann entweder Praxis, das geht dann teilweise 2 Wochen, oder mal, ich glaube, 1 Woche je nach Kurs.

00:07:58: Oder du hast halt die Theorie, da bist du immer in so Blöcken, 5 Wochen bist du dort.

00:08:02: Und das ist natürlich Teil der Ausbildung.

00:08:05: Ja, und dann ist natürlich je nach Baustelle.

00:08:08: Ich habe auch damals schon immer meinen Altgesellen gesagt, dass ich jetzt nicht irgendwie wie Prinzessin auf der Erbse behandelt werden möchte,

00:08:14: weil ich Papas Töchterche bin oder die Tochter vom Cheffald, das war mir immer wichtig,

00:08:18: dass die mich genauso einbeziehen, dass die mir auch wirklich zeigen.

00:08:22: Es gibt ja wirklich, ich sehe ich jetzt aktuell oft genug, es gibt halt diese Azubis, die dann auch gerne mal die Hände in die Taschen stecken

00:08:28: und ja, dann geben sie mir halt keine Aufgaben.

00:08:31: Ich meine, im Moment sind wir mit unseren Auszubildenden echt super, aber da gab es auch schon andere.

00:08:35: Das wollte ich nie, ich wollte nie, das ist auch nichts für mich, so 8 Stunden, Hände in eine Tasche und dann gucken, was der Altgeselle macht.

00:08:41: Ich habe immer gesagt, zeigt mir das, ich möchte das selber mal probieren.

00:08:44: Und ja, also so war so meine Ausbildung, so durchprobieren und gucken und machen.

00:08:50: Schön, das ist auf jeden Fall toll zu hören, dass so viel Begeisterung dahinter steckt,

00:08:54: weil wie du sagst, man kennt das vielleicht, dass vielleicht ein paar Azubis ihre Hände in die Hosen Taschen packen und sich denken, okay, wann ist das vorbei.

00:09:01: Sind viele Mädels bei dir im Kurs gewesen oder bei euch selbst ein Betrieb auch?

00:09:05: Nee, also weder noch.

00:09:07: Ich war damals in der Ausbildung, als wir in Eslo waren, ich war in meiner Klasse, war ich immer die einzige,

00:09:14: was dann später folgte bei den Blockunterrichten, da war es dann so, dass das nicht nur Raum Dortmund war, sondern da wurden wir so zusammengeschmissen.

00:09:22: Und da hatte ich noch eine, die kam aus A-Haus damals, die war dann in meiner Klasse,

00:09:28: aber ich war sonst immer alleine, auch auf der Meisterschule, ich war immer alleine.

00:09:34: Hat sich aber ja sehr stark geändert. Also das ist ja inzwischen wirklich, dass sehr, sehr viele, dass immer mehr, sagen wir mal so richtig,

00:09:41: viele ist wahrscheinlich immer noch prozentual gesehen, nicht so, aber verhältnismäßig viele Frauen immer mehr Lust darauf haben.

00:09:49: Und das sollen bitte auch immer mehr werden.

00:09:51: Definitiv, ja.

00:09:52: Gibt es denn Vorteile im Handwerk, vor allem als Frau? Hast du damit irgendwie täglich zu tun gehabt oder hast du irgendwie mal ein Dummspruch kassiert?

00:10:02: Ja, ein Dummspruch auf jeden Fall. Also Vorteile, was natürlich definitiv so ist, das kann mir auch keiner sagen, dass es nicht so ist.

00:10:10: Natürlich sagt der Geselle, wenn es da irgendwie um so ein ganzes Pfannenpaket geht, komm ich nehmen das, nimm du den Eimer mit dem Akkuschrauber.

00:10:18: Also da, oder keine Ahnung, vielleicht gibt es auch Firmen, wo das nicht so ist, aber würde mich jetzt wundern.

00:10:24: Weil es gibt natürlich auch, oder die meisten Frauen sind da natürlich ein bisschen zierlicher.

00:10:29: Also ich hab noch nie gehört, dass da mein Altgeselle sagt, ihr schleppt du das Bundlatten und ich nehm nur den Schrauber, glaub ich nicht.

00:10:35: Also das wäre dann schon echt eine Miesenummer.

00:10:37: Das sind vielleicht, oder was heißt Vorteile, aber da, glaub ich, hat man als Frau vielleicht die Vorzüge.

00:10:42: Aber ich glaube halt, dass sehr, sehr viele Frauen auch sind wie ich, die sich da gar nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen und wirklich sagen, die dann halt sagen, nein, ich mach das schon.

00:10:52: Und ja, aber dumme Sprüche, gerade damals in der Lehre, oh, also das war schon teilweise extrem.

00:11:00: Krass hast du ein Beispiel?

00:11:02: Ja, also ich war damals 16 und ich war eine der Jüngsten.

00:11:06: Und dann sind da halt sehr, sehr viele Männer, die irgendwo Mitte 20 sind, Anfang Mitte 20, die da gar kein Problem mit haben, einfach mal rumzubrüllen, ey, komm mal hier, mehr a**, so als Beispiel.

00:11:18: Wo ich mir heute denken würde, Junge, ich komm da gleich mal hin.

00:11:22: Wo du aber mit 16 dir denkst, ach du Scheiße, ne?

00:11:26: Du bist total verunsichert, du bist mega verwirrt und denkst dir, wo bist du hier?

00:11:31: Genau wegen solchen Sprüchen hast du halt gemerkt, du musst halt wirklich mal den Mund aufmachen, du kannst dir das nicht gefallen lassen, sonst machen die mit dir was die wollen.

00:11:39: Und das kannst du nicht.

00:11:41: Und ja, ach da waren echt nervige Stimme.

00:11:45: Also das ganze härtet einen auch ab, ne?

00:11:48: Absolut, definitiv.

00:11:50: Aber würdest du denn generell jetzt Mädels, die vielleicht zuhören, sagen, hey, Dachdeckerhandwerk ist so geil, macht das auf jeden Fall.

00:11:59: Ja, voll.

00:12:00: Doch, doch. Also natürlich ist das auch immer, worauf man so Bock hat.

00:12:04: Aber erstmal, was viele gar nicht sehen, ist, dass man sich halt auch total gut weiterbilden kann, ne?

00:12:10: Man muss ja nicht im Dachdeckerhandwerk in dem Sinne bleiben, dass sich auf der Baustelle rumtourne bei Wind und Wetter, wenn jemand jetzt wirklich sagt, boah, da hab ich nicht so Bock drauf.

00:12:18: Und du kannst halt den Meister machen.

00:12:20: Du kannst mit deinem Meister, kannst du teilweise in einem Studium weitermachen, weil der Meister ist mit dem Bachelor gleichgestellt.

00:12:29: Sprich, du könntest Architektur weiterstudieren oder was auch immer.

00:12:33: Dementsprechend, du kannst in die Industrie gehen, du kannst, wie gesagt, dich selbstständig machen.

00:12:38: Also es gibt so viele Wege, die man auch einschlagen kann.

00:12:41: Aber wenn man wirklich Bock hat, irgendwie was mit seinen Händen zu machen, an der Luft zu sein, im Team zu agieren, ich find bester Job wirklich.

00:12:50: Also auf jeden Fall.

00:12:52: Da brennt jemand viel.

00:12:54: Dachdeckerhandwerk hast du nicht super, das gefällt mir richtig gut.

00:12:57: Hast du denn dein Rat für die Mädels, die sich vielleicht noch unsicher sind, wie du vielleicht in der Findungsphase jetzt irgendwie 7., 8. Klasse, da kommst du ja oft so schon, was will ich denn mit mal werden.

00:13:07: Oder halt auch vielleicht gerade abgemachen oder vielleicht sogar auch gerade studieren, weil es gibt es ja auch immer, man fängt ein Studium an, denkt, eigentlich ist das gar nicht meins.

00:13:16: Was würdest du solchen Mädels vielleicht raten, die gerade auch Angst haben, so ja, da sind so viele Vorteile gegen meine Frauen.

00:13:22: Dein Rat für die Mädels.

00:13:24: Ich würde einfach sagen, sich das einfach mal anschauen, nicht direkt aufgeben so, weil man wächst dadurch wirklich.

00:13:32: Also ich finde so ein Job stärkt ein, lässt einen wachsen und was man einfach sagen muss, es ist ein Job mit Zukunft.

00:13:39: Es gibt so viele Jobs, die ersetzt werden durch Roboter oder was auch immer oder die abgeschafft werden.

00:13:44: Das ist wirklich ein Job, ich glaube nicht, dass irgendwann mal 10 Roboter an Dachdecken, glaube ich nicht.

00:13:49: Und dementsprechend, es ist für mich einfach ein Job mit Zukunft und auch ein gut bezahlter Job.

00:13:54: Ich finde so das rund um Paket.

00:13:56: Natürlich muss man so ein bisschen Bock haben anzupacken, das natürlich, ich kann jetzt nicht mit 5 cm langen Fingernägeln da auflaufen.

00:14:04: Klar, man macht sich auch mal dreckig und es ist auch mal nass und kalt, aber wenn man Bock drauf hat, dann definitiv.

00:14:12: Das war jetzt ein super Statement.

00:14:14: Ja.

00:14:15: Das war super, perfekt.

00:14:17: Wie ist es denn generell? Was können wir tun oder was würdest du dir wünschen, um Mädels mehr für das Handwerk zu begeistern,

00:14:24: die das vielleicht gar nicht auf dem, also die noch nicht mehr als uns sicher sind, sondern überhaupt gar nicht auf dem Schirm haben,

00:14:28: dass da so die Perspektiven, die du gerade aufgezeichnet hast, überhaupt möglich sind?

00:14:31: Ja, es ist halt schwer, finde ich, weil das habe ich auch schon mal bei mir bei Instagram tatsächlich angesprochen.

00:14:38: Es fängt tatsächlich meiner Meinung nach auch zu Hause an.

00:14:42: Es gibt so viele Eltern, die von ihren Kindern verlangen, dass sie studieren gehen, weil das ist ja alles so fein und schick und was auch immer.

00:14:51: Das mag auch alles sein, wenn jemand wirklich gezielt sagt, boah, ich habe Bock, was weiß ich, Chirurg zu werden oder was auch immer,

00:14:57: das mag alles sein und ich finde es auch wichtig, dass Eltern natürlich auch mehrere Türen aufstellen so.

00:15:03: Aber ich habe wirklich von Sachen gehört, wo Eltern sagen, und du gehst nicht ins Handwerk, sonst haben wir ein richtiges Problem miteinander.

00:15:10: Du machst dich nicht schmutzig und du gehst nicht für, was weiß ich, 18, 19, 20 Euro die Stunde daraus und gerade in der Lehre und nein,

00:15:18: du gehst studieren und da glaube ich fängt es an.

00:15:21: Ich glaube, da müssen Eltern auch irgendwo mal offener werden, sich auch mal so ein bisschen den Bedürfnissen der Kinder anpassen.

00:15:29: Und was ich glaube, ich sehr, sehr wichtig finde, ist, dass es auch in den Schulen präsent ist.

00:15:34: Also viele Schulen machen das schon, ich hatte auch schon mal eine Anfrage, dass ich quasi zur Schule gehe und so ein bisschen mal den Job vorstelle.

00:15:42: So was finde ich halt super.

00:15:44: Vielleicht, dass man das noch mal so ein bisschen verbindet, wir haben halt als im Dachdeckerhandwerk auch ein, zwei Sachen, die wir so vorstellen können.

00:15:50: Ich sage mal so ein bisschen Schieferhauen oder so.

00:15:52: Dass man das mal so ein bisschen präsentiert und man sagt, hey, probiert mal, wie so ein Hammer in die Hand nehmen, wie findet ihr das?

00:15:58: Dass die mal einfach was davon sehen und so ein Gefühl dafür kriegen, das ist schon mal so ein Schritt in die Richtung,

00:16:03: dass man überhaupt auch junge Leute darauf aufmerksam machen kann, weil viele wissen nicht, dass man sich so weiterbilden kann.

00:16:09: Ja, da sprich so was an.

00:16:11: So was, also Beratung halt, fängt auch schon im Elternhaus an, vom Umfeld auch, dass man überhaupt irgendwas mitkriegt.

00:16:17: Wir versuchen das Ganze auch von Handwerks, kann man so ein bisschen präsenter zu machen.

00:16:21: Wir haben seit letztem Jahr die starke Frauen, starke Handwerkkampagne, und versuchen so ein bisschen, bisher mit vier Mädels zu zeigen, hey, guck mal, auch Frauen haben richtig, richtig Kraft.

00:16:31: Ja, finde ich auch super.

00:16:32: Und da wollen wir auch weiterhin gehen und weiter die Kampagne ausrollen mit mehr Mädels und zeigen wie jetzt mit dir zum Beispiel,

00:16:39: dass auch als Frau, wie blöd es auch klingt, hat man im Handwerk auch wahnsinnig gute Perspektive.

00:16:45: Ja, absolut, definitiv.

00:16:48: Den Account, den du oder dein Profil, den du du gerade bei Instagram erwähnt hast, das verlinken wir euch natürlich auch in den Show-Nots, dann könnt ihr auch bei Sabrina mal vorbeischauen und gucken.

00:16:56: Was sie da so alles macht?

00:16:57: Wie sieht's denn aus?

00:16:58: Habt ihr bei euch im Betrieb Frauen?

00:16:59: Wie groß ist euer Team überhaupt?

00:17:01: Ich meine, wir sind 9 oder 10.

00:17:04: Jetzt draußen, da sind allerdings die Azubis jetzt mit dabei.

00:17:07: Und im Büro, also ja, jetzt aktuell bin ich ja im Büro viel mehr.

00:17:11: Da ist halt mein Papa, seine Frau und ich.

00:17:14: Und unser Bürohund.

00:17:15: Der muss ja erwähnt werden.

00:17:18: Nein, aber wir sind jetzt in den letzten Monaten wirklich gewachsen.

00:17:22: Also, das sah mal ganz anders aus.

00:17:24: Ich meine, über Fachkräftemangel.

00:17:26: Müssen wir jetzt nicht reden, das ist ja wirklich kennt jeder.

00:17:30: Also, wir waren da auch ganz, ganz, ganz böse von betroffen.

00:17:33: Wirklich.

00:17:34: Und also, noch vor einem Jahr war ich jeden Tag mit draußen.

00:17:37: Ging nicht anders.

00:17:38: Wir hatten einen mit Hürerschein.

00:17:40: Also musste ich alleine deswegen schon mit raus,

00:17:42: dass wir überhaupt mal zwei Sachen fahren konnten.

00:17:44: Es war verrückt. Es war wirklich verrückt.

00:17:47: Ja, vor einem guten Jahr waren wir wirklich an einem Punkt.

00:17:50: Da waren wir zu zweit oder zu dritt.

00:17:51: Es war komplett krank.

00:17:53: Ja, aber jetzt wirklich, also toll, toll, toll.

00:17:55: Im Moment ist super, wirklich.

00:17:57: Toll.

00:17:58: Fachkräftebedarf, Fachkräftemangel.

00:18:00: Kennen wir alle, hatten wir jetzt auch ein Podcast

00:18:02: auch schon so oft hämatisiert, weil es einfach wichtig ist.

00:18:04: Aber du sagst das, ihr seid ja jetzt irgendwie rausgekommen.

00:18:07: Gibt es da einen Grund, warum es vielleicht so war

00:18:11: und warum ihr jetzt vielleicht nicht mehr in dieser Brädule steckt?

00:18:15: Ja, ich wünsch dich, könnt was anderes sagen,

00:18:17: aber das war jetzt wirklich nur Glück.

00:18:18: Also, das war wirklich nur Glück.

00:18:20: Es war nicht, dass sich wir haben alles.

00:18:22: Ich hab bei Instagram geguckt.

00:18:24: Wir haben bei eBay, haben wir Anzeigen geschaltet,

00:18:26: in Zeitungen, wo ja kaum noch einer reinguckt,

00:18:29: auf unserer Internetseite wirklich nichts.

00:18:33: Es haben sich kaum Leute gemeldet.

00:18:35: Das einzige, was sich dann mal gemeldet hat,

00:18:37: waren diese Menschen vom Arbeitsamt, die sich melden müssen,

00:18:39: die geschickt werden.

00:18:41: So, dann rufen die an.

00:18:42: Frag mal wer zum Vorstellungsgespräch gekommen ist.

00:18:45: Niemand.

00:18:46: So.

00:18:47: Und wir hatten jetzt wirklich Glück,

00:18:49: dass durch ein mehr oder weniger, ja, für die Person blöd,

00:18:53: aber für uns natürlich umso schöner, der hat gewechselt

00:18:57: und hat jetzt natürlich noch ein paar,

00:19:00: auch jetzt nicht aus der Firma,

00:19:02: sondern von rund um, die er noch kannte,

00:19:04: auch welche, die schon länger raus waren, bescheid gesagt.

00:19:07: Und das sind alles Top-Leute.

00:19:08: Also, Moment wirklich, ich möchte da gar nichts gegen sprechen,

00:19:12: aber es war halt wirklich Glück.

00:19:13: Es hätte auch ganz anders laufen können.

00:19:15: Also, war ja Türich dann irgendwie Mundpropagandern.

00:19:17: Genau, genau.

00:19:18: Und dann ging es halt, war ja jetzt auch schön.

00:19:20: Das zeigt ja für euch eigentlich nur als Betrieb,

00:19:22: dass ihr ein cooles Krima habt.

00:19:23: Ja.

00:19:24: Dass die Leute gerne bei euch arbeiten.

00:19:25: Und ja, das ist wichtig.

00:19:27: Ja, klar.

00:19:28: Mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen will keiner

00:19:30: und muss auch, glaube ich, heute nicht mehr sein.

00:19:32: Nee.

00:19:33: Deswegen, also ich bin schon echt froh, wie es ist jetzt momentan.

00:19:36: Vor allem, du bist ja jetzt Chefin.

00:19:39: Du hast den Betrieb von deinem Papa mehr oder weniger als übernommen

00:19:43: oder beziehungsweise seid ihr gerade in der Übergabe?

00:19:45: Ist das richtig?

00:19:46: Ich bin seit Januar in der Geschäftsführung mit ihm zusammen.

00:19:49: Okay, also offiziell dann.

00:19:50: Genau, ja.

00:19:51: Wie ist es?

00:19:52: Wie ist es als Geschäftsführerin, wo man vielleicht vor ein paar Jahren

00:19:55: auch selber auf dem Bau, sag ich mal, auf dem Dach war

00:19:57: und jetzt im Büro zusitzen?

00:19:59: Es ist kein bisschen weniger anstrengend tatsächlich.

00:20:02: Also, man mag ja immer so diese Klassiker, so ja, draußen ist ja alles so schwer

00:20:08: und ja, körperlich bestimmt.

00:20:10: Aber ohne Witz, wenn ich einen richtig krassen Tag habe,

00:20:13: wo ich so nonstop den Grips anstrengen muss,

00:20:17: ist das mindestens genauso heftig, als wenn ich von einem Abriss komme.

00:20:21: Also, klar, bist du körperlich fertig?

00:20:24: Ich würde auch lügen, wenn ich sage, da stecke ich so weg.

00:20:26: Nein, gar nichts.

00:20:27: Ich habe abends Rückenschmerzen, ich liege da wie so ein Maykäfer auf dem Rücken.

00:20:31: Nein, klar.

00:20:33: Aber ich bin manchmal wirklich nach so einem richtig anstrengenden Tag so fertig,

00:20:38: auch mit Kopfschmerzen oder was, weil es einfach stressig war.

00:20:40: Es ist halt einfach stressig.

00:20:42: Das ist so.

00:20:43: Das kann ich mir absolut vorstellen.

00:20:44: Wie lief das Ganze denn mit der Übernahme?

00:20:46: Ich meine, dein Vater ist jetzt nicht irgendwann zu dir gekommen und gesagt,

00:20:49: Bock und dann hast du gesagt, ja klar, ich übernehme das Ganze jetzt.

00:20:51: Es wird ja wahrscheinlich Prozess gewesen sein.

00:20:53: Wie lief das Ganze ab?

00:20:54: Ja, das war ja von vornherein das Ziel.

00:20:57: Ich habe ja von vornherein gesagt, also er hat mir das damals immer freigestellt.

00:21:01: Er hat nie gesagt, du musst, du musst, du musst.

00:21:03: Er hat gesagt, wenn du Bock drauf hast, bist immer willkommen,

00:21:05: kannst du bei uns eine Lehre machen.

00:21:07: Und natürlich würde ich mich freuen, wenn du das übernimmst.

00:21:09: Und wenn du das nicht möchtest, wenn dein Weg ein anderer ist,

00:21:11: dann bin ich auch happy damit, Hauptsache du bist glücklich in dem, was du tust.

00:21:15: Das war eigentlich ja von Anfang an klar, dass ich, dass das mein Ziel ist,

00:21:20: die Firma zu übernehmen.

00:21:21: Und was jetzt der genaue Auslöser war, dass er sich dafür 2023 entschieden hat,

00:21:26: weiß ich nicht genau.

00:21:28: Wahrscheinlich dachte er jetzt ist es Zeit.

00:21:30: Aber er sagte mir dann halt so 22 oder 21, 22,

00:21:33: ich sagte er, du, ich würde schon ab Januar 23,

00:21:36: dass du dann mit in die Geschäftsführung gehst.

00:21:38: Ich dementsprechend mich in kleinen Tacken zurückziehe

00:21:41: und dass langsam aber sicher immer mehr in die Richtung geht.

00:21:44: Ja, wir haben ja vielleicht auch ein paar Leute, die zuhören und sagen,

00:21:47: ja, ich bin jetzt auch vielleicht in dem Alter, wo ich sage, okay,

00:21:49: mein Betrieb könnte jetzt langsam übernommen werden,

00:21:51: aber vielleicht nicht das Glück, wie dein Papa haben,

00:21:53: dass eine Tochter da ist, die Bock drauf hat.

00:21:55: Wir haben bei uns von der Kammerseite auf der Handwerkskammerseite,

00:21:59: findet ihr auch alles zur Übernahme.

00:22:00: Da helfen wir euch oder unsere Berater helfen euch natürlich auch sehr gerne.

00:22:03: Deswegen schaut da gerne mal rein.

00:22:05: Wir verlinken euch natürlich wie immer alles in den Show notes.

00:22:07: Wie lief das denn Sabrina bei dir?

00:22:09: Also du hast ja deine Ausbildung gemacht.

00:22:11: So und dass du den Betrieb überhaupt übernehmen kannst,

00:22:13: brauchst du ja den Meister.

00:22:14: Wann hast du deinen Meister gemacht?

00:22:16: Und was war die Erfahrung während deiner Meisterzeit?

00:22:20: Also da kann ich eigentlich nur Positives von wiedergeben.

00:22:24: So, ich habe 2012 damit angefangen, war auch für Abendschule,

00:22:27: habe halt an der Handwerkskammer Dortmund.

00:22:30: Also, ja klar, keine Frage.

00:22:32: Es war mega stressig die Zeit.

00:22:34: Ich hatte keine Zeit für freundlich, hatte keine Zeit für Feiernparty.

00:22:37: Ich habe zu der Zeit schon alleine gewohnt.

00:22:40: Und ich war halt tagsüber arbeiten.

00:22:42: Und sonntags hatten wir Lerngruppe.

00:22:44: Also es war wirklich von Montags bis Sonntags,

00:22:47: war das ausgeschöpft.

00:22:49: Aber die Truppe war mega.

00:22:51: Also wirklich, ich habe die wirklich alle nur positiv in Erinnerung.

00:22:55: Und ich würde es auch ungelogen, nur mit denen nochmal so machen.

00:22:59: Also nochmal hätte ich da jetzt nicht so die Lust zu,

00:23:02: einfach über die lange Zeit.

00:23:03: Das war halt mega anstrengend.

00:23:05: Aber mit der Truppe auf jeden Fall.

00:23:07: Also es war halt wirklich eine schöne Erfahrung.

00:23:09: Was nimmst du denn für dich persönlich mit aus der Zeit?

00:23:11: Hatt ich das irgendwie gestärkt?

00:23:13: Bist du daran irgendwie in irgendeiner Art und Weise gewachsen?

00:23:16: Ja, definitiv.

00:23:17: Also ich kann mich an die erste oder zweite Holzstunde erinnern,

00:23:21: wo wir so ein Dachstuhl, da sollten wir so ein Scherzapfen machen.

00:23:24: Ich habe das nicht hingekriegt.

00:23:26: Und wobei, das war gar nicht dieser Scherzapfel,

00:23:29: war gar nicht das Problem, sondern die Verbindung mit dem Kälsparren.

00:23:32: Und ich werde das nie vergessen,

00:23:34: bevor man zu diesem Hansemann-Berufskolleg fährt,

00:23:37: ist ja diese Brücke.

00:23:38: Und ich war so fertig, ich bin aus dieser Werkhalle raus.

00:23:42: Ich bin bis zu dieser Brücke, ich habe mich da hingesetzt

00:23:45: und ich habe meinen Papa angerufen und habe gesagt,

00:23:47: ich schaffe das nicht.

00:23:48: Ich habe gesagt, ich kann das nicht.

00:23:50: Ich bin blöd, ich schaffe das nicht.

00:23:52: Und da hat er gesagt, jetzt beruhigen wir uns mal.

00:23:54: Das geht mir auch jetzt schon wieder so nah, wenn ich daran denke.

00:23:57: Und was ich da definitiv mitnehme, ist,

00:23:59: wenn du noch zehn mal denkst, du schaffst es nicht

00:24:02: und es geht nicht mehr.

00:24:03: Wenn man dran bleibt und lernt und übt es noch mal und noch mal

00:24:06: und noch mal, du schaffst das.

00:24:08: Du schaffst es einfach.

00:24:09: Niemand ist für irgendwas zu blöd,

00:24:11: es ist einfach nur eine Sache des Fleisses.

00:24:13: Und einfach der Priorität.

00:24:15: Klar, wenn ich während der Meisterschule nur auf Tralla Fitti bin,

00:24:18: dann wird das bestimmt nichts.

00:24:19: Aber wenn man da dran bleibt und wirklich,

00:24:22: und da war so, das habe ich auf jeden Fall mitgenommen.

00:24:24: Egal, wie schwer irgendwas scheint, man schafft das.

00:24:26: Definitiv, wenn man es will, dann schafft man es.

00:24:28: Kann ich so nur unterschreiben.

00:24:30: Würdest du denn auch anderen Leuten draußen,

00:24:33: die jetzt gerade ihren Gesellenbrief machen,

00:24:35: würdest du sagen, mach dein Meister.

00:24:37: Auch wenn ihr noch nicht so wirklich einen Plan habt,

00:24:39: was ihr machen wollt, macht den Meister,

00:24:41: dann habt ihr vielleicht noch was Sicheres in der Hand?

00:24:43: Oder arbeitet ihr jetzt erst mal und guckt an?

00:24:45: Also ich sag mal, ich bin ja jetzt wirklich sehr,

00:24:48: sehr schnell zur Meisterschule gegangen.

00:24:50: Ich finde, es ist gar nicht verkehrt,

00:24:53: noch ein bisschen Berufserfahrung an sich zu sammeln.

00:24:56: Als Geselle, weil wenn ich natürlich direkt ein Meister mache

00:24:59: und mich dann vorstelle irgendwo und sage,

00:25:02: ich bin Meister und ich habe die Berufserfahrung nicht.

00:25:05: Ich meine, das war jetzt in meinem Fall noch mal was anderes.

00:25:07: Das war ein Familienbetrieb, aber wenn ich jetzt außenstehend bin,

00:25:10: man verlangt natürlich von dir auch dementsprechend.

00:25:12: Und wenn du dann erst anfangs Erfahrung zu sammeln,

00:25:15: ist das immer so ein bisschen blöd, finde ich.

00:25:18: Also ich finde Berufserfahrung sammeln definitiv richtig.

00:25:22: Wenn man vielleicht erst mal früher hatte,

00:25:23: man ja auch diese fünf Gesellenjahre,

00:25:25: wurde ja abgeschafft.

00:25:26: Ich finde gar nicht so verkehrt, dass man erst mal Erfahrung sammelt.

00:25:30: Aber ich würde nie sagen, Meister machen

00:25:33: oder eine Weiterbildung generell wäre jetzt was Schlechtes.

00:25:36: Man hat dementsprechend natürlich auch immer weitere Chancen,

00:25:39: sei es jetzt verdienstmäßig oder irgendwo einzusteigen

00:25:42: oder sich irgendwo einstellen zu lassen.

00:25:44: Das ist nie verkehrt, definitiv nicht.

00:25:46: Also ich würde jetzt nie sagen, Weiterbilden ist aber blöd.

00:25:49: Also das auf jeden Fall.

00:25:51: Es stehen einem natürlich ganz andere Türen auf.

00:25:53: Ja, zum Beispiel, wie du jetzt selbstständig werden.

00:25:55: Du hast es vorhin schon mal so ein bisschen angerissen

00:25:57: durch die Erfahrung, die du halt machen musstest

00:25:59: als Frau im Handwerk, dass du mal hin und wieder

00:26:01: so ein blöden Spruch gekriegt hast.

00:26:03: Welche Charaktereigenschaft braucht man denn für die Selbstständigkeit?

00:26:06: Du hast gesagt, du bist da schon dran gewachsen.

00:26:08: Was muss ich haben, wenn ich sage,

00:26:11: okay, ich will jetzt Betrieb übernehmen,

00:26:13: ich möchte mich selbstständig machen.

00:26:15: Wie muss ich drauf sein?

00:26:16: Also erstmal auf jeden Fall ehrgeizig, das definitiv.

00:26:20: Du musst natürlich auch freundlich sein.

00:26:22: Ja, es ist bei manchen Kunden nicht ganz so einfach.

00:26:25: Du musst geduldig sein.

00:26:27: Man muss dich halt auch respektieren.

00:26:29: Jetzt auch was Mitarbeiterführung betrifft.

00:26:31: Und so was finde ich,

00:26:33: ereignet man sich eigentlich durch Wissen,

00:26:35: durch fachliches Wissen,

00:26:37: dass die sehen, okay, da steckt auch ein bisschen was hinter.

00:26:40: Du darfst ja halt nicht alles gefallen lassen.

00:26:43: Also du musst schon halt einfach im Leben stehen.

00:26:46: Was Kunden betrifft natürlich, du musst geduldig sein,

00:26:48: freundlich sein, bis zu bestimmten Punkten natürlich.

00:26:51: Aber ja, und wie gesagt,

00:26:53: ehrgeizig ist halt auch ein sehr wichtiger Aspekt.

00:26:56: Wie ist das denn, wenn du jetzt irgendwie bei Kundengesprächen

00:26:59: oder so was warst, gab es von ein weiter auch noch so jung bist,

00:27:02: gab es irgendwie mal so einen Spruch,

00:27:04: "Lass mich mal bitte mit einem Profi reden?"

00:27:06: Also bis heute, wirklich, es nervt auch, sag ich ganz ehrlich.

00:27:11: Jetzt ist noch nicht lange her,

00:27:13: wir hatten ein Gespräch, ich war die ganze Zeit mit einem Kunden im Gespräch

00:27:16: bezüglich Dachfenster, um das jetzt einmal kurz anzureißen.

00:27:19: Und dann war ein Moment, er wollte mich zurückrufen,

00:27:22: um mein Vater es ans Telefon gegangen.

00:27:24: Da hör ich wie mein Vater sagt, "Ne, nee, sie hat auch ihren Meister."

00:27:28: Da hat er am Telefon gesagt, "Ach jetzt hab ich ja endlich mal den Fachmann."

00:27:32: Und das ist dann so, ich denk mir, ich investiere hier Zeit.

00:27:36: Ich mach hier hundertmal anderes Fenster, andere Größe,

00:27:40: dies ändern, das ändern, ich investiere hier Zeit.

00:27:42: Ich, vor allem, ich rede ja mit ihm, er hätte ja merken müssen,

00:27:45: dass ich ahnung davon habe, ich habe mit ihm gesprochen.

00:27:47: Ich finde so was richtig schlimm.

00:27:49: Das geht gar nicht, nein, überhaupt nicht.

00:27:51: Genau, und manchmal macht man mir die Tür auf,

00:27:53: auch mit einer Frau hätte ich aber nicht gerechnet.

00:27:56: Wissen Sie denn auch, was Sie tun? Wissen Sie denn auch was vom Fach?

00:27:59: Ja, man muss halt schlagfertig sein, ist auch noch so ein Punkt.

00:28:03: Man muss halt einfach schlagfertig sein.

00:28:05: Ja, vor allem bei dir, du hast den Meister sozusagen schon neun Jahre in der Tasche.

00:28:11: Also du hast acht Leute, nicht Urteilen.

00:28:14: Das Alter.

00:28:15: Was sind deine beruflichen Ziele?

00:28:17: Also jetzt erstmal in dieser Geschäftsführungswelt ankommen.

00:28:21: Das ist jetzt erstmal, ich lebe immer ungern so weit voraus,

00:28:26: weil wenn ich eins gelernt habe, dann dass es eh nie nach Plan läuft,

00:28:29: dementsprechend möchte ich immer so ein bisschen, ja, nicht zu weit.

00:28:35: Erst mal hier und jetzt, und erst mal gucken, dass man so mit der Geschäftsführung,

00:28:39: dass das alles läuft, und dementsprechend erst mal jetzt Thema

00:28:43: Geschäftsführung und all seine Aspekte, die dann damit zugehören,

00:28:48: die erstmal verinnerlichen, genau.

00:28:51: Also jetzt so viel weiter, ich möchte einfach in Zukunft

00:28:54: ein schönes, vernünftiges Unternehmen führen.

00:28:57: Ich möchte, dass die Jungs immer Arbeit haben, dass die Jungs bei uns zufrieden sind,

00:29:00: dass ich abends nach Hause gehe und weiß, es läuft alles.

00:29:04: Das ist so mein Wunsch einfach, dass ich ohne schlaflose Nächte,

00:29:09: weil jeder weiß, es wird auch wieder Zeiten geben,

00:29:11: dass die Auftragslage nicht so rosig und, ne?

00:29:14: Aber ich hoffe einfach, dass es konstant einfach immer zufriedenstellend ist.

00:29:18: Da wäre ich schon happy.

00:29:20: Und dafür ganz viel Erfolg.

00:29:21: Ja, danke.

00:29:22: Wir kommen eigentlich auch schon fast zum Schluss.

00:29:24: Und zwar, wie jonglierst du denn überhaupt selbstständig keinen Privatleben?

00:29:29: Weil du, man hat jetzt oft rausgehört, das ist echt viel Arbeit.

00:29:32: Wie hast du da so eine Balance gefunden?

00:29:35: Also eigentlich, was ich wichtig finde,

00:29:38: und das hat mein Papa auch früher schon so gehandhabt,

00:29:41: ein Sonntag ist ein Sonntag.

00:29:43: Und man muss sich auch die Zeit für sich gönnen.

00:29:45: Und das hat er mir auch immer gesagt.

00:29:47: Sag da, du musst dir Zeit für dich einräumen, sonst gehst du irgendwann kaputt.

00:29:51: Du kannst nicht immer nur malochen, malochen, malochen.

00:29:54: Es gibt Feiertage, es gibt Sonntage.

00:29:56: Da lass auch einfach mal ein Sonntag, ein Sonntag sein und ein Feiertag, ein Feiertag sein.

00:30:00: Und ja, ich sag mal, ne, an so freien Tagen,

00:30:03: ich gleicht das dann ganz gut aus, ne, mit meinem Mann, mit meinen Freunden.

00:30:07: Und ich hab da einfach so eine Balance zu finden.

00:30:09: Weil wenn du wirklich eine stressige Woche hattest,

00:30:11: aber das ist jetzt egal, ob selbstständig oder nicht, das kennt jeder,

00:30:14: du brauchst halt auch einfach deine privaten, liebenden Menschen.

00:30:18: Das, was dich glücklich macht für den einen,

00:30:20: das ist das Fitnessstudio, für den anderen die Freundin, was auch immer.

00:30:23: Boah, das ist mega wichtig.

00:30:25: Und das würde ich auch jedem auf den Weg geben.

00:30:27: Dass man sich da irgendwas festhält, wo man auch mal den Kopf freikriecht.

00:30:31: Ja, das ist wichtig, um nicht kaputtzugehen, ne?

00:30:33: Ja, voll.

00:30:35: Sabrina, ich hab aber noch ein Spielchen, bevor es dann zum Ende geht.

00:30:39: Und zwar haben wir noch ein paar Fragen, die wir ganz spannend fanden.

00:30:43: Und zwar heißt das Spiel, da war noch was.

00:30:46: Ich starte einfach mal mit der ersten Frage,

00:30:48: wie beim ersten Spiel einfach direkt rausformen, was ja in den Sinn kommt.

00:30:52: Und zwar, was oder gibt es ein besonderes Gebäude,

00:30:56: worauf du mal gearbeitet hast?

00:30:58: Ziemlich hoch oder bestimmte Bedeutung.

00:31:02: Das kann ich ja schon überfallen.

00:31:04: Jetzt vom Gebäude her, oh Gott, das ist ja richtig schlecht, ne?

00:31:09: Ich hab keine Antwort darauf.

00:31:11: Das ist ja nicht schlimm.

00:31:12: Zumindest nicht aus dem Steg reif.

00:31:14: Das ist nicht schlimm, aber du hast ja gesagt, das ist ja irgendwie alles besonders.

00:31:17: Dann gehen wir direkt in die nächste Frage.

00:31:19: Liebe im Büro oder auf dem Dach arbeiten?

00:31:22: Oh Gott, je nach Wetter, da bin ich ja ehrlich.

00:31:25: Nein, ich kann das wirklich nicht sagen.

00:31:27: Ich find beide super, wirklich.

00:31:29: Natürlich, wenn es den ganzen Tag schüttet,

00:31:32: ja, klar bin ich lieber im Büro.

00:31:34: Ich würde ja lügen.

00:31:36: Aber boah, wenn du so Frühling hast und wenn du dann noch so geile Arbeit hast,

00:31:39: dann bin ich lieber draußen, wirklich.

00:31:41: Es ist halt total unterschiedlich.

00:31:43: Wie sieht denn ein perfekter Tag für dich auf dem Dach aus zum Beispiel?

00:31:46: Ja, erstmal, du kommst zur Baustelle,

00:31:49: erstmal Punkt 1, schon mal irgendwie ohne groß Stress

00:31:52: oder irgendwelche negativen Nachrichten.

00:31:54: Man kommt zur Baustelle, will irgendwie als Beispiel vorstreichen

00:31:57: und irgendwie der Gerüstbauer hat seine ganzen Klamotten da noch liegen.

00:32:00: Das ist scheiße.

00:32:02: Nein, du kommst zur Baustelle, du kannst einwandfrei arbeiten,

00:32:05: hast am besten noch so eine richtig schöne Arbeit,

00:32:07: irgendwie so Flachdachabrichtung oder so.

00:32:09: Ja, weiß ich nicht, du bist mit super Leuten unterwegs,

00:32:13: wo du halt ein super Klima hast.

00:32:15: Du weiß ich nicht, hast du ein bisschen Musik nebenbei laufen,

00:32:18: machst deine Arbeit, kriegst viel, geschafft am Tag.

00:32:20: Ja, und am Ende sieße, wow, das haben wir heute geschafft.

00:32:23: Das ist so der perfekte Tag.

00:32:25: Das klingt auch ziemlich perfekt.

00:32:27: Ja, ist so.

00:32:28: Letzte Frage und jetzt mal Buddha bei der Fische.

00:32:31: Ja.

00:32:32: Wenn man so auf dem Dach ist, ist dir ja schon mal was runtergefallen?

00:32:35: Ja, ja, ja, ja.

00:32:37: Doch, mir ist schon, ich weiß nicht, ein Hammer, eine Wasserwaage,

00:32:41: ist natürlich ärgerlich, wenn du es von unten holst,

00:32:44: läuft es hoch und dann fällt es dir runter,

00:32:46: dann kannst du ja noch mal laufen.

00:32:48: Sabrina, vielen, vielen Dank,

00:32:50: wir entlassen dich hiermit auch in den Feierabend,

00:32:52: den wir wohl verdienten.

00:32:53: Danke, dass du da warst.

00:32:55: Ja, war schön.

00:32:56: Viel Spaß gemacht.

00:32:57: Und viel Erfolg natürlich auch für die Zukunft

00:32:59: und auch, dass der Betrieb auch weiterläuft.

00:33:01: Ja, danke schön.

00:33:02: Dass das Klima auch super bleibt.

00:33:04: Vielen Dank.

00:33:05: Danke, danke.

00:33:06: Leute, danke fürs Zuhören.

00:33:07: Wir verlinken euch natürlich auch Sabrina's Profil

00:33:09: in den Show-Notes.

00:33:10: Auch zu Betriebsübernahme verlinken wir euch alles.

00:33:12: Schaut da gerne vorbei.

00:33:14: Wir verabschieden uns jetzt,

00:33:15: wünschen euch natürlich einen schönen Feierabend,

00:33:17: einen guten Morgen, einen guten Mittag oder eine gute Nacht.

00:33:19: Und wir hören uns das nächste Mal.

00:33:21: Wir sehen uns an Social-Media-Kanälen vorbei,

00:33:23: wie immer natürlich alles in den Show-Notes.

00:33:25: Bis dann Leute, machts gut, ciao.

00:33:27: Tschüss.

00:33:29: Ende Gelände, Schicht im Schacht.

00:33:31: Das war's mit Hörmer Handwerk für heute.

00:33:33: Wir bedanken uns fürs Zuhören

00:33:35: und wünschen allen eine arbeitsame Woche.

00:33:37: Folgt unseren Social-Media-Kanälen, abonniert den Newsletter

00:33:40: und schaft für alles weitere auf unserer Homepage vorbei.

00:33:42: Auf Wiederhören und bis zum nächsten Episode.

00:33:46: [Musik]